Unsere Literarischen-Lieblinge in 2022:
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Ilya Kaminsky: Republik der Taubheit
Vasenka, so heißt die Stadt inmitten des Krieges. In der die Soldaten erwartbar handeln und das doch stets unerwartet ist. In der die Einwohner taub werden aus Selbstschutz und Protest. In der die Taubheit aber doch nicht schützen kann vor tödlichen Übergriffen. In Vasenka leben sie alle, die Standhaften und Kollaborateure, die Liebenden und Fatalisten. In Vasenka wütet der Krieg und auch der Frieden bringt kein Leben ohne Angst.
„Dank“ – unter dieser Überschrift steht normalerweise bei Büchern eine kleine Ergänzung. Hier sind das Seiten, die unbedingt gelesen werden müssen: Weil der Autor Ilya Kaminsky erzählt, wem er welches Gedicht gewidmet hat. Vor allem aber, weil er auflistet, wo ein Teil der Gedichte schon erschienen ist. Auch wenn es den Anschein hat, als wäre der vorliegende Lyrikband, der genauso auch ein Theaterstück sein könnte, im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg entstanden – der Blick in den „Dank“ zeigt, dass es schon Veröffentlichungen in den Jahren 2010 und 2012 gab, also weit vor dem russischen Einmarsch auf der Krim. Kaminskys Texte sind knapp und erschütternd, sie beschreiben Krieg ungeschönt und aus dem Blickwinkel „normaler“ Menschen. Wenn er aber die Geschichte von Sonya und Alfonso erzählt, sind sie manchmal zart und immer getragen von großer Liebe. Das alles macht „Republik der Taubheit“ zu einem sehr großen und lange nachhallenden Buch.
Hanser Verlag, Übersetzung: Anja Kampmann, 978-3-446-27273-6, € 22,00