Unser Newsletter im Oktober 2024 - Buchhandlung und Verlag Bornhofen in Gernsheim am Rhein

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Die Eulalia-Post im Oktober 2024:
Eulalia-Post 02-10-2024

Liebe Büchermenschen,

was waren das wieder für schöne Stunden auf der Buchmesse! Insgesamt drei Tage waren wir dort und haben bei einer Vielzahl von Verlagen gestöbert, Bücher auf Herz und Nieren geprüft und viele, viele tolle Buchmenschen getroffen. Ein richtiges Fest!
 
Die Buchmesse ist ja auch immer die Zeit der Preisverleihungen: Monika Hefter bekam am Montag (völlig verdient und von mir heißersehnt) für „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ den Deutschen Buchpreis, in ein paar Tagen ist es auch wieder am Lager.
Alina Bronskys „Pi mal Daumen“ ist in diesem Jahr das Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen (da durfte ich am Donnerstag auf der Bühne stehen und ein anderes Buch vorstellen – tolle Erfahrung). Das ist in ausreichender Stückzahl hier.

Die Jugendjury des Deutschen Jugendliteraturpreises hat Freitag „Kurz vor dem Rand“ von Eva Rottmann als bestes Jugendbuch gekürt – das ist vorrätig und liegt jetzt auch auf meinem SuSch. Von Eva Rottmann hatte ich vor einigen Wochen „Fucking Fucking Schön“ empfohlen, offensichtlich ist diese Autorin mit ihren Werken am Puls der Zeit.

Und gestern bekam schließlich Anne Applebaum den Friedenspreis des deutschen Buchhandels verliehen. Ihre Position im Ukraine-Krieg ist nicht unwidersprochen, Stimmen sind zu hören, die die Frage aufwerfen, wie jemand den Friedenspreis bekommen kann, der ganz klar für die Aufrüstung der Ukraine stimmt. „Das ist die Kultur des Friedenspreises“, kommentierte Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins, der den Preis vergibt: „Wir dürfen uns an den Meinungen der Preisträgerinnen reiben. Wir sollten an ihnen wachsen.“ Das gerade erschienene Buch „Die Achse der Autokraten“ ist im Zulauf …
Und auch die Bücher der Nobelpreisträgerin Han Kang sind wieder lieferbar und am Lager.

Das Gedicht für diesen Monat stammt von Paul Heyse, der 1910 den Literaturnobelpreis bekam und auch als Übersetzer aus dem Italienischen und Herausgeber bekannt geworden ist.

Mit Menschen bin ich tolerant,
Ob sie mich auch langweilen.
Ein schlechtes Buch fliegt an die Wand
Nach den ersten hundert Zeilen,
Dieweil es Bücher nicht verdrießt,
Wenn man sie nicht zu Ende liest. –

Wie überhuman doch sprichst du heut!
Bücher warten, bis wir sie kaufen,
Dagegen die Menschen ungescheut
Uns täglich überlaufen,
Eine wandelnde Bibliothek von Thoren,
Voll alberner Glossen und Eselsohren.

Eine unserer Empfehlungen für den Oktober – allesamt dem Gastland Italien geschuldet – hat Heyse herausgegeben.

Paul Heyse: Italienische Volksmärchen
Margheritina landet statt Birnen in der Vorratskammer des Königs – und hat es dem Königssohn zu verdanken, dass alles zum Guten kommt. Geppone hingegen kommt mit List und Hartnäckigkeit zum Ziel. Aschenbrödels italienische Geschichte ähnelt der ihrer deutschen Cousine, wobei nur Aschenbrödel selbst den Schuh anprobieren muss.
Die Märchen stammen aus Pisa, Mugello oder ganz anderen Orten und sind schon vor über hundert Jahren von Paul Heyse ins Deutsche übertragen worden. Heyse studierte verschiedene Märchensammlungen italienischer Sprache und bemühte sich bei der Übersetzung der von ihm ausgewählten Texte um Korrektheit: „(…) während Wilhelm Grimm in den Kinder- und Hausmärchen sein dichterisches Feingefühl walten ließ (…), gab ich den fremden Text ohne jede eigene Zutat oder Redaktion wieder“. Das macht die vorliegende Sammlung besonders reizvoll, finde ich – die Märchen kommen unverfälscht zu uns; sie zeigen sowohl kulturelle Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede.
Nun ist das Vorlesen von Märchen ja eine durchaus zwiespältige Sache, nicht in allen Familien zählt es zum Vorlesekanon. Allen, die Märchen mögen, sei dieses Buch aber wärmstens empfohlen.
Anaconda Verlag, Übersetzung: Paul Heyse, 978-3-7306-1351-1, € 6,95

Klaus Wagenbach: Mein Italien, kreuz und quer
Luciano de Crescenzo erzählt von einer Taxifahrt, bei der der Fahrer ihm das Verwarnungsgeld zurechnen wollte – und man weiß nicht so recht, wem man recht geben soll. Umberto Eco singt ein Loblied auf den Nebel, jedes Wort kann ich nachfühlen, Nebel mag ich und habe ihn im Rheintal ja auch oft. Roberto Begnini überlegt, ob Gott die sieben Todsünden aus eigener Erfahrung kennt. Michela Murgia beschwört lebenslange stabile Freundschaften durchs gemeinsame Spiel in der Kindheit. Und für Natalia Ginzburg ist das Tragen von kaputten Schuhen Symptom für ein selbstbestimmtes Leben als Schriftstellerin.
„Mein Italien, kreuz und quer“ ist eines dieser Bücher, die man nicht aus der Hand legen mag. Nicht, weil es besonders spannend ist – sondern, weil es so vielfältig und facettenreich, so erhellend und mitreißend ist. Der Verleger Klaus Wagenbach erkundete in den 1950er Jahren als Student zum ersten Mal Italien; er wollte sich intensiv mit italienischer Kunst beschäftigen, aber auch mit der Politik und der Literatur. Es war der Beginn einer langen Freundschaft, an der er uns mit diesem Buch teilhaben lässt. … Die erste Ausgabe stammt aus 2004, die jetzige dritte Ausgabe aus 2024. Ergänzungen und Änderungen hat, ganz im Sinne des großen Verlegers, Susanne Schüssler zu verantworten.
Mich wird das Buch sicher sehr lange begleiten. So wie italienische Literatur eh‘ schon sehr lange in meine Lesewelten eingezogen ist.
Verlag Klaus Wagenbach, verschiedene Übersetzer*innen, 978-3-83031-2827-0, € 18,00

Bei den Terminen hat sich einiges getan – das sehen Sie auf der Homepage (einen Flyer hänge ich an die nächste Büchereule).
Heute schreibe ich Ihnen nur den (wegen Krankheit verschobenen) neuen Termin für „Gernsheim liest und hört zu“: Wir haben Montag, den 18.11.2024 um 19 Uhr in der Stadtwabe ausgetüftelt. Wir bitten um Anmeldung.

Dringend ans Herz legen möchte ich Ihnen die Ausstellung „Städel / Frauen“, die leider am nächsten Sonntag (27.10.2024) ihren letzten Tag hat. Wir haben sie am Sonntag besucht und sie ist ungewöhnlich und sehr interessant. Es lohnt sich unbedingt auch, eine Führung zu buchen oder den Audioguide zu nutzen (den gibt es als App zum Download – vielleicht ist er auch über den Ausstellungszeitraum hinaus nutzbar, das werde ich im Blick behalten). LINK

Damit verabschiede ich mich für ein paar Tage. Herr Schwob und Frau Drude halten die Stellung … Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit mit reichlich Schönem!

Und: Lesen Sie gut!

Herzlichst Ihre
Lucia Bornhofen

mit dem Team der
Buchhandlung Bornhofen e. K.
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
FON 06258 4242, FAX 06258 51777
HRA Darmstadt 53224

Eulalia-Post 01-10-2024

Liebe Büchermenschen,

HERBST
September sitzt auf einer hohlen Weide,
Spritzt Seifenblasen in die laue Luft;
Die Sonne sinkt; aus brauner Heide
Steigt Ambraduft.

Als triebe Wind sie, ziehn die leichten Bälle
Im goldnen Schaum wie Segel von Opal,
Darüber schwebt in seidener Helle
Der Himmelssaal.

Auf fernen Tennen stampft der Erntereigen,
Im Takt der Drescher schwingt der starre Saum.
Handörgelein und Baß und Geigen
Summt süß im Raum.
Ricarda Huch

Es ist fast ein wenig spät für dieses Gedicht: Die Ernte ist eingebracht, es stehen nur noch vereinzelte Maisfelder. Einige Felder sind schon umgegraben, andere erneut eingesät – in jedem Fall gibt es, wenn man draußen unterwegs ist, immer genug zu sehen …

Es gibt eine Vielzahl von Herbstgedichten, „Im Nebel“ von Hermann Hesse zählt zu den bekanntesten. Dass die Büchereule damit nicht beginnt (obwohl ich das Gedicht sehr mag) hat zwei Gründe: Zum einen ist es noch nicht gemeinfrei, es darf also Tantiemen frei noch gar nicht verwendet werden. Zum anderen möchte ich ganz gerne Gedichte hier präsentieren, die weniger bekannt sind.
Für alle, die „Im Nebel“ gerne nachlesen oder gar vom Dichter selbst gesprochen hören wollen (oder Hermann Hesse entdecken …), hier ist der Link zur Hesse-Webseite: LINK

In die Schaufenster sind in der letzten Woche viele neuen Themen und Bücher eingezogen: Im Kinder- und Jugendbuch ausschließlich Neuerscheinungen – die Verlage haben schon die Weihnachtszeit im Blick -, ansonsten Kalender, Tapir (und andere Diogenes-Titel). Und wie schon im letzten Jahr teilen sich die Titel der Shortlist vom Deutschen Buchpreis und der Shortlist von der WuB (Woche der unabhängigen Buchhandlungen) ein Schaufenster. Bei der WuB-Shortlist ist eines meiner Lieblingsbücher diesen Jahres mit dabei, ich habe natürlich schon dafür abgestimmt – es wäre traumhaft, wenn es am Buchmesse-Donnerstag auch als Sieger ausgelobt würde!
Zum Deutschen Buchpreis gibt es eine hochkarätig besetzte Jury, sie prüfen alle Einreichungen (es waren in diesem Jahr über 200) auf Herz und Nieren, erstellen die Longlist aus zwanzig Romanen und „dampfen“ das nochmal auf die Shortlist von sechs Romanen zusammen. Am Montag vor der Buchmesse wird dann das Gewinnbuch verkündet.
Bei der WuB reichen Buchhändler*innen aus ganz Deutschland Bücher ein, die fünf mit den meisten Nennungen kommen auf die Shortlist. Und daraus wählen dann wiederum besagte Buchhändler*innen das Lieblingsbuch. Während der deutsche Buchpreis ein Buch prämiert, das zukunftsweisend in Sprache und Thema ist, geht es bei der WuB wirklich um Lieblingsbücher. Und trotzdem gibt es manchmal auch Überschneidungen: Daniele Krien steht mit „Mein drittes Leben“ auf der Longlist des Buchpreises und auch auf der Shortlist der WuB.
Mein Lieblingsbuch habe ich übrigens noch nicht über Webseite, FB und hier empfohlen. Denn es wird eines der Bücher sein, dass ich bei unserem Abend „Feine Bücher für schöne Stunden“ am Samstag, 02.11.2024 ab 18 Uhr in der Stadtwabe präsentieren werde. Anmelden können Sie sich ab jetzt, es ist wie stets auch ein Abendessen dabei, darum erbitten wir 15 € Eintritt. Diese Veranstaltung ist immer ein Teil der WuB, die traditionell in der ersten Novemberwoche gefeiert wird – und die WuB gibt es bereits zum zehnten Mal! Es ist die größte Veranstaltung des unabhängigen Buchhandels weltweit. Toll oder?

Weil es die zehnte WuB ist, gibt es auch noch eine hübsche „Zusatzveranstaltung“: Das Gemüsenetzwerk und die Buchhandlung präsentieren am Freitag, 08.11.2024 ab 19 Uhr in der Stadtwabe „Zehn Köstlichkeiten“. Es wird eine Mischung aus kulinarischen, kleinen Köstlichkeiten, die das Gemüsenetzwerk macht, und literarischen Köstlichkeiten (alle Sorten von Texten über Essen und Trinken) sein. Der Eintritt von 10 € fließt komplett ans Gemüsenetzwerk, eine Anmeldung ist erforderlich. (Getränke werden extra berechnet.)

Außerdem lade ich Sie herzlich ein, mir bis 09.11.2024 (das ist der Endtag der WuB) Ihr Lieblingsbuch aus 2024 zu nennen. Das wird sicherlich eine schöne Girlande mit den unterschiedlichsten Titeln – alle Bücher sind erwünscht, egal ob für kleine oder große Menschen. Unter allen Einreichungen verlosen wir drei Gutscheine à 20 €.

Ein wichtiger Termin, auf den ich hinweisen möchte ist ein wirklich dringender: Morgen (Dienstag, 01.10.2024) gibt es um 19 Uhr im Schöfferhaus eine Lesung mit Dr. Martin Kreuels aus „Ukrainekind“: „Zwei Jungs im aktuellen Ukrainekrieg an realen Schauplätzen aber mit fiktiven Figuren. Sind sie wirklich erfunden? Findet es heraus. Aus Kindern werde junge Erwachsene, die beschädigt werden und dennoch weiter gehen.“

Und zu guter Letzt noch ein Terminhinweis für Grundschulkinder: Am Samstag, 12.10.2024 gibt es im Rahmen des Bauernmarktes Bilderbuchkino mit den großartigen Büchern von Torben Kuhlman – „Armstrong“ und „Einstein“ sind auf großer Leinwand um 15 Uhr und 16 Uhr in der Stadtwabe zu sehen. Und dazu bzw. dazwischen gibt es eine schöne technische Bastelei.
 
Im September gab es ja die „üblichen“ sechs Empfehlungen auf der Webseite. Im Zusammenhang mit den drei Landtagswahlen in diesem Monat möchte ich Ihnen ein Sachbuch ans Herz legen, das Handlungsmöglichkeiten, aber auch Probleme aufzeigt. Ich fand es sehr hilfreich.

Nora Markard / Ronen Steinke: Jura not alone
Was schützt unsere Demokratie? Wo ist sie angreifbar? Wie könnte man vorgehen, um sie nach und nach, in vielen kleinen Schritten umzubauen? Gibt es dafür Blaupausen aus anderen Ländern? „Demokratie – Wie stabil sind wir gegen eine Übernahme von rechts?“ ist eines der zwölf Kapitel in diesem Buch. Nora Markard und Ronen Steinke beschreiben darin sehr anschaulich und verständlich, wie die Demokratie in Deutschland „funktioniert“ – und was wir tun müssen, dass sie das auch weiterhin tut. Ein weiteres Kapitel betrifft den Klimaschutz, hier sind es keine oder nur wenige inländischen Gesetze, die juristische Handhabe für mehr Schutz geben. Im Beitrag über Eigentum geht es auch um das Recht auf Rückgabe von während der NS-Zeit widerrechtlich erworbenen Besitz.
„12 Ermutigungen, die Welt mit den Mitteln des Rechts zu verändern“, so lautet der Untertitel dieses Buches. Manchmal sind diese Ermutigungen „nur“ Teil des Beitrages, im Kapitel Demokratie zum Beispiel sind die Szenarien durchaus verstörend. Mir scheint es notwendig, das auszuformulieren – denn wir müssen genau kennen, was wir zu schützen wünschen. Genau darum empfehle ich dieses Buch (das in Teilen unter Mitwirkung von Eva Maria Bredler und Valentina Chiofalo entstanden ist) gerade jetzt.
Campus Verlag, 978-3-593-51850-3, € 25,00

Was fehlt? Der Bilderbuchpfad. Da ist seit Samstag für die nächsten vier Wochen „Max entdeckt das Weltall“ von Christian Tielmann (Text) und Sabine Kraushaar (Illustrationen) eingezogen. Es gibt ziemlich viel vorzulesen und reichlich zu entdecken – eine einzige Freude! Wir danken dem Carlsen-Verlag, der uns das Ausstellen erlaubt hat.

Und sonst: Wir lesen uns gerade durch Italien, das ist nämlich das Buchmesse-Gastland. Es sind schon ziemlich viele Bücher auf unserem Mitteltisch „eingezogen“, und sie sind überwiegend in Indie-Verlagen erschienen. Das macht große Freude!

Bleiben Sie tapfer! Wir freuen uns darauf, Sie in der Buchhandlung und / oder bei unseren Veranstaltungen zu sehen – immerhin schönes Miteinander können wir den Schwierigkeiten entgegensetzen.


Und: Lesen Sie gut!

Herzlichst Ihre
Lucia Bornhofen

mit dem Team der
Buchhandlung Bornhofen e. K.
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
FON 06258 4242, FAX 06258 51777
HRA Darmstadt 53224

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