Unsere Kinderbuch-Lieblinge in 2019:
Gesammeltes Wissen
Als 1969 die ersten Astronauten auf dem Mond landeten, beindruckte das Menschen auf der ganzen Welt. Einerseits, weil das technische Knowhow und die wissenschaftlichen Fakten, die zum Mondflug nötig waren, tatsächlich für Otto Normalverbraucher nahezu unfassbar sind. Andererseits, weil wir den Mond zu kennen glauben und sich neue Sichtweisen auftaten, die irgendwie in unser eigenes Bild integriert werden mussten.
Die ganze Vielfalt der „Mond-Sichten“ ist in dem Kindersachbuch „Der Mond – Mystische Geheimnisse und wissenschaftliche Fakten“ zusammengestellt. In zehn Kapiteln (von „Vor vielen Monden“ bis „Der Mond der Zukunft“) erzählt uns Hannah Pang, ergänzt durch detaillierte und faszinierende Illustrationen von Thomas Hegbrook, von alten Zeiten, in denen man dachte, der Mond sei vollständig bewaldet, vom Einfluss des Mondes aufs Leben der Tiere, von alten Mythen und unterschiedlichen Namen und von vielen anderen Dingen, die wir auf den ersten Blick gar nicht in Zusammenhang mit dem Mond bringen. Die Kapitel sind klug zusammengestellt, die einzelnen Texte übersichtlich und nicht allzu lang: „Der Mond“ ist toll gemacht für Kinder ab acht Jahren und dabei so vielfältig und interessant, dass auch Erwachsene das Buch gerne in die Hand nehmen und darin lesen – es gibt nämlich immer wieder Neues zu entdecken!
Hannah Pang / Thomas Hegbrook: „Der Mond“, Übersetzung: E. M. Hofmann, Verlag 360 Grad, 978-3-96185-010-5, € 20,00
Ich, allerbestens drauf
„Ich heiße Esther und bin zehn Jahre alt. Ich habe Riad Sattouf 52 total spannende wahre Geschichten erzählt (über meine Familie, meine Freunde, mein Leben usw.), und der hat daraus dieses sehr realistische Buch gemacht, mit schlimmen Wörtern (Scheiße, Arschloch – verdammt), weil wir jungen Leute halt so reden.“ (Klappentext)
52 Alltagsgeschichten, allesamt als Graphic Novel erzählt, mal zurückhaltend farbig, mal uni, enthält der erste Band von „Esthers Tagebücher – Mein Leben als Zehnjährige“. Geschichten, die ungeschönt sind, Wortwahl und Miteinander sind im Schul- und Familienalltag manchmal so: nicht angenehmen aber im Grunde auch kein Drama. Gerade das zeichnet diese großformatigen, besonderen Bücher (es gibt bisher drei Titel) aber aus, sie nehmen die Probleme ernst, bilden Realität ab, sorgen für ein „es geht anderen genauso“-Gefühl. Und genau das ist wichtig und hilfreich. (Witzig sind die Geschichten oft übrigens auch!)
Riad Sattouf: „Esthers Tagebücher – Mein Leben als Zehnjährige“, Reprodukt, 978-3-9546401-18-3, € 20,00
Praktikantin Anica Richtberg empfiehlt:
Das Buch "Warrior Cats in die Wildnis" ist das erste Buch der ersten von insgesamt sechs Staffeln, die ins Deutsche übersetzt wurden. Das Buch wurde aus dem Englischen von Klaus Weimann übersetzt und vom Gulliver Verlag herausgebracht. Die Originalausgabe - Into the Wild - erschien 2003, wurde von Erin Hunter geschrieben und ist im Harper Collins Verlag erschienen. Das Buch wurde in der Gegenwart (erzählerisches Präsens) geschrieben.
Im Buch geht es um Sammy. Sammy ist eine Hauskatze und ein sehr bequemes Leben gewöhnt, das ihm seine Hausleute bieten. Doch eines Abends trifft er auf die Kater Graupfote und seinen Mentor Löwenherz sowie deren Anführerin Blaustern. Blaustern und Löwenherz haben Sammy und Graupfote beim Kämpfen beobachtet. Danach wird Sammy das Angebot gemacht, sich dem Donnerclan anzuschließen, das er auch mit Freude annimmt. Am nächsten Tag wird er im Donnerclan aufgenommen, doch nicht alle freuen sich darüber. Somit muss er sich immer wieder beweisen und geniest sein Schülerleben, in dem er zusammen mit Graupfote, Rabenpfote, Borkenpfote und Sandpfote als Krieger ausgebildet wird. Als er als Schüler im Clan aufgenommen wird, ändert sich auch sein Name von Sammy zu Feuerpfote, da sein Fell im Sonnenlicht wie ein Feuerbrand strahlt. Feuerpfote bewältigt seinen Aufgaben als Schüler gut und wird zum Krieger ernannt. Sein Name ändert sich nun von Feuerpfote zu Feuerherz, da er ein sehr großes Herz hat.
Ich habe das Buch, sowie die anderen Bücher der Reihe, mit großer Freude gelesen. Das Buch ist sehr spannend und man kann sehr gut bei dem Abenteuer mitfiebern. Meiner Meinung nach hat ,,Der Spiegel" das Buch mit ,,Fantasy vom Feinsten" sehr gut beschrieben und ich schließe mich dieser Aussage an.
Erin Hunt: "Warrior Cats - In die Wildnis 1/01", Verlag Julius Beltz, 978-3-407-74215-5, € 8,95
Fünfblättriger Klee
Alvar und Jens sind Freunde solange sie denken können und das ist auch gut so, immerhin gibt es auf ihrer Seite der Insel sonst nur noch Gulla mit ihrem Kramladen und das unbewohnte Krähenschloss. Alvar kann gar nicht zählen, wie oft Jens ihn gerettet hat – nicht nur bei der täglichen Geigen-üb-Vermeidung ist ein bester Freund in Sichtweite hilfreich. Und mit Gulla, der runden, verknitterten, lachlustigen Gulla, ist das Glück oft genug perfekt. Doch dann ziehen Petter, Kurt und Magnus ins Krähenschloss. Magnus, der so alt ist wie Alvar und Jens, ein super Fußballspieler und Sportler, und sich schon sehr bald mit Jens richtig gut versteht. Plötzlich gibt es ganze Tage, an denen Alvar nicht mit Jens spielen kann, weil zu dritt eh‘ alles blöd ist. Aber auch Gulla wird irgendwie komisch und Petter, Magnus Opa, unruhig und schlechtgelaunt …
Christian Wiik Gjerdes „Kleeblattsommer“ ist eine charmante Sommergeschichte. Allerdings eine, in der es auch Unglück und Missgunst, Fiesheiten und Dummheit gibt – nicht nur bei den Kindern. Und doch geht ganz am Ende alles gut aus: wenn die einen wie die anderen den Mut haben, das Gespräch zu suchen, Fehler zuzugeben und richtig um Entschuldigung zu bitten. Ach ja: Lustig ist das Buch auch. Nicht nur für Kinder ab 10 Jahren.
Christian Wiik Gjerde: „Kleeblattsommer“, Gerstenberg Verlag, 978-3-8369-5945-2, € 14,95
Wahrhaftig abenteuerlich
Mr. Pinguin sitzt in seinem Büro und betrachtet die Pinnwand voller offener Rechnungen, als sein Telefon klingelt. Am anderen Ende ist Fräulein Knochen, die Leiterin des Museums für exklusive Seltsamkeiten - und sie ist ziemlich aufgelöst: Wenn nicht bald der Schatz gefunden wird, der im Museum versteckt sein soll, dann müssen sie das Museum wegen Geldmangel schließen! Sofort machen sich Mr. Pinguin und sein Freund Colin, die Kung-Fu-Spinne, auf den Weg ins Museum. Vom versprochenen Anteil des Schatzes, könnten sie alle Rechnungen zahlen! Und außerdem sind sie ja genau wegen eines Abenteuers Abenteurer geworden! Der Schatz ist besser versteckt als gedacht. Aber mit Mut, ein bisschen Glück und Fräulein Heckes Hilfe gelingt nicht nur die Schatzsuche, die Freunde können sogar gefährliche Juwelendiebe dingfest machen ...
Relativ große Schrift, viele Bilder, spannende Geschichte, unterhaltsamer Schreibstil - "Mr. Pinguin und der verlorene Schatz" ist ein herrliches Buch für abenteuerlustige Leser*innen ab 8 Jahren. Große Empfehlung!
Alex T. Smith: "Mr. Pinguin und der verlorene Schatz", Arena Verlag, € 14,00, 978-3-401-60450-3
Unsere Kinderbuch-Lieblinge in 2016:
Abenteuer pur
Weil Alexandra als Torfrau mit einem Spieler zusammengestoßen und nun spielunfähig ist, muss Tobi für die letzten fünf Minuten den Kasten sichern. Was ihm nicht gelingt – zwei Tore in fünf Minuten ist echt böse. Wie es dann aber zu der blöden Wette mit Alexandra kommt – in acht Tagen um die Welt, geht’s noch? -, das weiß Tobi selbst nicht so genau. Aber das kann sie ja auch nicht ernst meinen, oder? Als sie am ersten Ferientag vor der Tür steht und zum Aufbruch drängelt, ist er so überrascht, dass er sich nicht zu widersetzen vermag. Und so sitzen die beiden bald nebeneinander im Flugzeug nach Hongkong …
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. So ist das auch bei „In 8 Tagen um die Welt“ von Rüdiger Bertram – auch wenn Tobi das, was alles so passiert, eigentlich viel zu viel ist: Ein Päckchen, hinter dem die Mafia her ist, das hätte er genauso wenig gebraucht wie das Gewitter während des Fluges. Für uns Leser (ab 10 Jahren) ist das alles aber genau richtig. Richtig abenteuerlich, richtig spannend und genau richtig tiefsinnig.
Rüdiger Bertram: „In 8 Tagen um die Welt“, Coppenrath Verlag, 978-3-649-66789-6, € 13,00, eBook € 9,99
Erstlesefreuden.
„Hatschihu war nicht immer ein Stallgespenst. Nein, zur Welt kam es als normales Schlossgespenst. Auf Burg Weilerlang in Hinteroberberg.“ Solange die Ritter auf Burg Weilerlang wohnten, war das Leben als Schlossgespenst eine Freude – immer war was los. Doch heutzutage liegt der Staub fingerdick und es kommen nur ab und zu ein paar Menschen und gucken sich um. Das wäre ja noch auszuhalten. Aber wenn man eine Stauballergie hat und immer Niesen muss, dann wird’s langsam schwierig. Und wenn man immer sichtbar wird, wenn man niest, dann dauert es nicht lange und der Museumswärter (denn die Burg ist nun ein Museum) vertreibt einen. Auch wenn man schon jahrhundertelang hier gewohnt hat. Zum Glück findet Hatschihu eine neue Bleibe. Und zum noch größeren Glück lernt er Leni kennen!
Erstlesebücher mit vielen Bildern, kurzen Sätzen, interessanter Erzählweise und spannender Geschichte, die gibt es gar nicht soooo viele. Denn es ist reichlich schwierig, diese Vorgaben zu erfüllen – einerseits anregend und unterhaltsam und andererseits in kurzen Sätzen zu schreiben. Meike Haas gelingt das in dieser Reihe (bisher gibt es zwei Bände) in entzückender Weise.
Meike Haas: „Das kleine Stallgespenst. Der nächtliche Ausritt“, € 8,00, eBook € 5,99, Verlag arsEdition, € 8,00, 978-3-8458-2376-8
Unsere Praktikantin Sophia Weil empfiehlt:
Ein mutiges Mädchen und ihre Wölfe
Dieses Buch von Katharine Rundell wurde aus den Englischen von Henning Ahrens übersetzt und handelt von Feo und ihrer Mutter Marina, gemeinsam leben sie in einer einsamen Blockhütte in den kalten Russischen Wäldern. Streng genommen leben sie dort nicht alleine, denn mit ihnen leben dort drei Wölfe, um die sie sich kümmern, wenn sie abgemagert und gequält von Adeligen aus Sankt Petersburg abgegeben worden sind, weil sie zu alt und wild geworden waren. So helfen Feo und ihre Mutter den Wölfen wieder auf die Beine zu kommen und ein normales Leben in der Wildnis zu führen. Doch die Zeiten haben sich geändert und der grausame General Rakow von der Kaiserlichen Armee setzt alles daran, dieser Hilfe ein Ende zu setzen. Und nachdem Feos Mutter von General Rakow und seiner Armee festgenommen wurde, macht sich Feo mit Ilja, einem jungen Soldaten und den drei Wölfen auf den gefährlichen Weg ihre Mutter aus dem Gefängnis zu retten. Durch Feos Selbstbewusstsein, Iljas Leichtigkeit und die drei Wölfe, die sie in jeder Lebenslage beschützen würden, überwinden sie jede Hürde und bewirken gemeinsam noch viel mehr als nur Feos Mutter aus dem Gefängnis zu befreien.
Katharine Rundell: ,,Feo und die Wölfe‘‘, Der Carlsen Verlag, € 14,99
Ein neues Kapitel
Er solle nicht so starren. Wie oft hat Victor das schon gehört – kleinere Kinder nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn sie ihn sehen. Die Erwachsenen hingegen gucken hin und dann ganz schnell wieder weg; dabei ist Victor eigentlich ziemlich gutaussehend. Aber seine Gesichtsmuskulatur ist absolut starr, er kann nur mit den Augen lächeln … Und das tut er gerade nicht oft, denn seit sein Vater verstorben ist, ist ihm das Lächeln vergangen. Als der blöde Frank um die Hand der Mutter anhält, reißt Victor aus. Er trifft mit Baz, Mad, Coco und Zuz auf eine Gruppe Menschen, die sich blind aufeinander verlassen können. Die bereit sind, auch anderen zu helfen, wenn sie in Nöten sind. Schon bald ist Vic ein „neues Kapitel“ im Leben der vier. Doch ist hier jeder so, wie er sich gibt?
Großartige Charaktere, eine spannende, vielfältige Geschichte und ein packender Schreibstil: David Arnolds „Herzdenker“ ist ein beeindruckendes Buch. Es changiert gekonnt zwischen Krimi, Familiengeschichte und Freundschaftsroman. Und ja, eine zarte Liebesromanze ist auch dabei in diesem Lieblingsjugendbuch.
David Arnold: „Herzdenker“, Arena Verlag, ISBN 978-3-401-60371-1, HC € 17,00, eBook € 13,99
Zeitgleichheiten
In einer nahen Zukunft ist die Erde kollabiert und hat sich neu zusammengesetzt - und irgendwann haben die Menschen der unterschiedlichen Zeitalter, die nun zusammen die Erde bevölkern, zu einem halbwegs normalen Miteinander gefunden. Allerdings wird das erschwert durch noch unerforschtes Terrain, Dinosaurier und Rebellengruppen, die nach Macht streben. Mittendrin ist Diego, Kind der Jetztzeit und Sohn eines Erfinders und einer Pilotin. Für Diego ist ein Leben mit Riesenrobotern und Dampfschiffen, mit Wollmammuts und einem einzigen riesigen Ozean völlig normal. Allerdings gerät dieses Leben aus den Fugen, als sein Vater entführt wird. Und warum gehen eigentlich die Uhren rückwärts?
Armand Baltazar hat eine höchst abenteuerliche Geschichte geschrieben - und er hat diese Geschichte sehr besonders mit zum Teil ganzseitigen, vielfältigen Illustrationen ergänzt. Manchmal so, dass das Bild den Text ergänzt, immer so, dass wir Leser absolut in den Bann gezogen werden. Tolles Buch für Menschen ab 12 Jahren!
Armand Baltazar: "Timeless - Retter der verlorenen Zeit", cbj, HC € 19,99, eBook € 15,99, Hörbuch € 19,99, ISBN 978-3-570-17447-0