Die Illustratorin und Autorin Jutta Bauer hat bereits fünf Büchlein mit Emma verfasst und uns so den Alltag der liebenswerten kleinen Bärin näher gebracht. Es sind Bücher, die an einzelnen Situationen orientiert sind – die Titel „Emma isst" oder auch „Emma lacht" sprechen für sich. Nun hat sie ein Buch gestaltet mit ganz vielen verschiedenen kurzen Geschichten, diese heißen „Selber essen" oder „Ohren waschen", eine Bilderfolge heißt sogar einfach „Musik". Und auch diese Bildergeschichten, die völlig ohne Worte auskommen, zeichnen sich durch Jutta Bauers Gespür für tröstende Geschichten, ihre große Liebe zu kleinen Kindern und ihre genaue Beobachtungsgabe aus. Ein Lieblingsbuch schon für Kinder ab 1 ½ Jahren (und ihre Eltern)…
„Sag mir, was lässt die Pflanzen sprießen, lässt Bäche, Flüsse, Ströme fließen? Was lässt der Blumen Duft entstehen, und warum kann ich ihn nicht sehen? Sag mir, was lässt die Sonne scheinen und ab und zu die Wolken weinen?"
„Hm… was hast DU heute Nacht eigentlich gemacht, wenn ich fragen darf??? Ich habe doch gesehen, wie du mit dem AUTO nach Hause gekommen bist!!!“ Mama Muh nahm ihr Buch in den Arm und schloss die Augen. „Ich war in der Bibluthek und habe gelesen“, sagte sie sehnsuchtsvoll.
Jujja Wieslander / Sven Nordqvist: „Mama Muh liest“, Oetinger Verlag, € 12,00
Ein wunderschönes Nest haben sie, die sieben Hamster. Doch sie werden immer größer, so bleibt ihnen irgendwann nichts anderes übrig, als sich auf die Suche nach einer neuen Behausung zu machen. Ängstlich wie sie sind, suchen sie Schutz in ganz unterschiedlichen Gegenständen, die sie sich sogleich über den Kopf ziehen. Nur einer schaut oben wieder heraus, das ist ganz praktisch, denn er zeigt ihnen allen den Weg: durchs Meer, über den Berg, durch die Wüste und einen Irrgarten. Irgendwie wecken sie dabei einen großen Hund – dass dieser Gefallen an einem der kleinen Hamster findet ist nur eine Frage der Zeit. Um ihren Bruder zu retten, wachsen alle über sich hinaus.
Das mit der Freundschaft ist ja so eine Sache: man kann sie weder herbei rufen noch irgendwie erzwingen. Und wenn man gewohnt ist, alleine zu sein und alles alleine zu machen, dann ist es wirklich schwer, sich einzulassen. So geht es auch dem großen Wolf in diesem Bilderbuch – er lässt zwar den kleinen Wolf, der da so unvermittelt den Hügel herauf gekommen ist, im Schatten neben sich Platz nehmen. Aber mit ihm reden? Oder spielen? Das dauert eine ganze Weile. Und noch ein wenig später, der kleine Wolf ist genauso unvermittelt wieder verschwunden, stellt der große Wolf fest, wie sehr er den kleinen vermisst. Zum Glück geht es dem kleinen genauso!
„Christophers Mutter hatte den ganzen Tag viel zu tun. Sie malerte am Vormittag das Haus und las am Abend Bücher vor. Sie bereitete am Morgen das Frühstück zu und baute am Nachmittag kleine Städte. Christophers Mutter musste das alles alleine machen, weil Christophers Vater nicht mehr da war.“
Lenni, die kleine Maus, liebt blau. Am liebsten möchte sie alles in blau sehen und so malt sie munter drauf los; das Fahrrad und der Zaun kommen als erstes dran, gefolgt vom Baum, den Schmetterlingen und den Blumen. Erst ist die Freude groß – aber bald muss Lenni erkennen, dass selbst die Lieblingsfarbe eintönig wird und Unterschiede schön und wichtig sind.
Eine ganze Doppelseite mit nur einem einzigen kurzen Satz, einer kleinen Maus und sieben Farbtupfern: reichlich spartanisch könnte man denken (und auch ganz schön mutig). Doch das „Wenige“ macht dieses Bilderbuch so reizvoll, es bietet reichlich Raum für die eigene Fantasie und für Frage-und-Antwort-Spiele schon mit Kindern ab zwei Jahren.
Ann Cathrin Raab: „Lenni mag Blau“, Thienemann Verlag, € 11,90
„Die schönste Vater-und-Sohn-Geschichte der Welt.“
Was tun, wenn Weihnachten vor der Tür steht und absolut kein Groschen da ist, um einen Weihnachtsbaum, geschweige denn Geschenke zu kaufen? Wenigstens müssen Vater und Sohn nicht hungern, da Freundin Frieda von ihrem Chef genug zu Essen mitbekommt. Und gegen das Frieren hilft zuverlässig ein Besuch im Museum. Aber – ohne Baum und Geschenke? Wo man sich zu Weihnachten doch über Wochen freuen MUSS. Nach zwei fabelhaften Einfällen wird aus dem MÜSSEN zum Glück auch ein KÖNNEN…
Die Überschrift schrieb übrigens die Zeitschrift Elle über Wolfdietrich Schnurres „Die Leihgabe“ – ob das stimmt, mag jeder selbst beurteilen. Ganz sicher ist es aber ein wunderschönes und ungewöhnliches Weihnachtsbilderbuch für Menschen ab 6 Jahren, zu dessen Reiz die Illustrationen von Klaus Ensikat einen guten Teil beitragen.
Wolfdietrich Schnurre / Klaus Ensikat: „Die Leihgabe.“, Aufbau Verlag, € 16,95
„Der Mond scheint und die Nacht ist ganz ruhig.
Moritz Maus hat sich tief unter seine Bettdecke gekuschelt und ist schon fast eingeschlafen. Doch plötzlich hört er ein lautes, unheimliches Geräusch…“
Das ist der Anfang dieser Gutenachtgeschichte – und wir Erwachsenen wissen natürlich, wie es weiter geht: Moritz, nun hellwach, hört noch andere erschreckende Töne und wird immer ängstlicher. Bis er laut zu weinen beginnt, seine Mutter kommt, ihn tröstet und ihm die Geräusche erklärt.
Moritz´ Geschichte regt kleine Kinder an, über ihre eigenen Einschlafängste zu reden, die nun mal jedes früher oder später hat. Das allein genügt ja schon für eine Empfehlung. Aber das Buch bereitet darüber hinaus mit den eingebauten dezenten Geräuschknöpfen und den gelungenen, niedlichen und farbenfrohen Illustrationen auch noch großes Vergnügen!
Stephanie Stansbie, Polona Lovsin: „Was knarrt und raschelt in der Nacht?“, Loewe Verlag, € 14,95
Nicht nur für Häuslebauer.
Bilderbücher, in denen ein Haus gebaut wird, gibt es wie Sand am Meer – schon für ganz kleine Kinder mit Pappseiten, meist mit vielen, vielen Fahrzeugen. Dieses Buch bietet jedoch wesentlich mehr, denn der kleine Tim und sein Onkel Hannes, ein Architekt, sind ständig auf der Baustelle und beschreiben und zeigen uns Lesern, was passiert: beginnend mit dem Abbruch einer Ruine, über Kellerbau und die Entstehung der einzelnen Stockwerke bis hin zu Innenausbau und Einzug ist alles dargestellt. Große Bilder auf der jeweiligen rechten Seite laden zum genauen Schauen ein, kurze Texte informieren und Klappseiten bieten zusätzliche Einblicke in das Geschehen. So ist ein Sachbuch entstanden, das interessierte Kinder zwischen 3 und 10 gerne immer wieder zu Hand nehmen (und das neben vielem anderem eben auch genügend Baustellenfahrzeuge enthält).
Toyka / Regös / Ossenkop: „Achtung, fertig, Baustelle! Wie ein Haus geplant und gebaut wird.“, € 16,90 €
Matz, Fratz und Lisettchen besuchen die kleinen Eulen.
Zarte, stimmungsvolle Bilder sowie relevante Themen und deren kindgerechte Umsetzung – dafür ist der Japaner Kazuo Iwamura bekannt, und das bereits seit mehr als dreißig Jahren, viele seiner Bücher sind jedoch vergriffen. Nun hat der NordSüd-Verlag die kleine Reihe um eine Eichhörnchenfamilie mit den Kindern Matz, Fratz und Lisettchen etwas überarbeitet und seit letztem Jahr wieder im Programm: neben den wirklich wunderbaren Illustrationen von Iwamura sind es die prächtigen, vorlesefähigen Reime von Rose Pflock, die die Bücher zu Lieblingsbüchern machen. In „Nachts, wenn alle schlafen“ lernen die drei kleinen Eichhörnchen durch Zufall zwei Eulenkinder kennen und müssen mit viel Fantasie einen Weg finden, mit diesen in Kontakt zu bleiben – schließlich sind die Eichhörnchenkinder in der Nacht, wenn die Eulen sich tummeln, einfach zu müde zum Spielen!
Rose Pflock/Kazuo Iwamura: „Nachts, wenn alle schlafen.“, NordSüd-Verlag, € 12,95
“Ich will knuffeln!”
An einem Frühlingsmorgen drang ein lautes “Gääääähhhnnnn!” aus der tiefsten Tiefe einer dunklen Höhle. Es war ein großer, brauner Bär und er hieß Paulchen. „Ich will knuffeln!“, sagte Paulchen.
Mit diesen drei Sätzen, die noch dazu sehr lautmalerisch abgebildet sind, beginnt dieses entzückende, witzig illustrierte und nur ein kleines bisschen erzieherische Bilderbuch des Engländers David Melling. Paulchen macht sich auf die Suche nach dem passenden Knuffelpartner: der Stein ist zu schwer, der Baum zu steif und Eule und Schaf sind alles andere als erfreut über sein Ansinnen. So lernt er, zwangsläufig, Rücksicht zu nehmen – doch am Ende knuffelt er (zum Glück!) doch...
David Melling: „Wer knuffelt mit Paulchen?“, Oetinger Verlag, € 12,95
Viele, viele Küsse...
Toto mag die samstäglichen Besuche bei den Großeltern wirklich gerne. Er mag seine Oma und den Opa, die Tanten, auch Hund Bruno - und der Kuchen schmeckt ihm gut. Aber: alle wollen ihn zur Begrüßung küssen, manche mit dicken Schmatzern, andere mit zarten Wangenküssen. Toto findet eigentlich, dass er schon viel zu groß für diese ganze Küsserei ist, traut sich aber nie, etwas zu sagen. Bis es ihm doch zu bunt wird und er eine Lösung findet...
Zur kindlichen Entwicklung gehört ganz klar die Wahrnehmung der eigenen Gefühle - auch das des Sich-Unbehaglich-Fühlens. Nach der bloßen Wahrnehmung gibt es dann den nächsten Entwicklungsschritt, und das ist die Auflösung der Situation, die zu diesem Gefühl geführt hat - dass das gar nicht schwierig sein muss, zeigt dieses Bilderbuch. Aber: auch wenn Sie einfach auf der Suche nach einem schön illustrierten, wirklich witzigen Buch für Kinder ab 3 Jahren sind, ist es genau richtig!
Rike Janßen / Daniela Dammer: "Nicht küssen!", Buch mit T-Shirt, Ravensburger Buchverlag, € 15,95
Eine wimmelige Verfolgungsjagd.
Lustige Wimmelbilder, schöne Reime, spannende Suchspiele: „Haltet den Dieb“ hat alles, was ein Lieblingsbilderbuch braucht. Die Geschichte ist schnell erzählt (ein Dieb stiehlt den Schatz des Schlossgeists und wird quer durch das ganze Bilderbuch verfolgt, dabei entsteht enormes Chaos) – aber wie sie erzählt wird hat einen ganz eigenen Charme…
Das Team Lene März (Text) und Barbara Scholz (Illustratorin) hatte uns schon vor vier Jahren mit dem Bilderbuch „Es fährt ein Boot nach Schangrila“ von ihrem Können überzeugt. Das ist ihnen mit „Halte den Dieb!“ wieder gelungen!
Lene März / Barbar Scholz: „Haltet den Dieb!“, Thienemann Verlag, € 12,90
Nicht nur zu Ostern.
Auf dem Cover ist ein Hase, also ist es „nur“ ein Osterbuch. Aber das stimmt so nicht immer, wie etwa bei diesem Buch: Hier erzählt ein kleiner Hase, was er alles kann (auf den Händen laufen, Purzelbäume schlagen, sich im Schatten ausruhen und, und, und), dazu zeigen die fröhlichen Illustrationen von Judith Rossell wie gut er das macht. Wenn man genau hinschaut, sieht man auf den Bildern außerdem auch stets eine kleine Maus – und ganz am Schluss entdecken wir Leser dann, warum.
„Ich und Du“ ist ein Buch über die Freundschaft und schon für kleine Leser ab 2 Jahren geeignet.
Janet A. Holmes / Judith Rossell: „Ich und Du.“, Nordsüd Verlag, € 9,95
Hasen und Hühner.
Es ist doch ganz klar: Hasen und Hühner arbeiten zusammen, sonst würden die vielen bunten Eier für uns gar nicht alle fertig. Da es aber diesmal doch eng werden könnte, baut Herr Hase eine Osterei-Bemalmaschine. Waschen, kochen, bemalen, sogar verzieren – das macht die Maschine (fast) selbständig, Herr Hase hat sie sich klug ausgedacht.
Klug ausgedacht ist vor allem das vorliegende Papp-Bilderbuch. Gereimte Texte, stabile Schiebe- und Dreheffekte und die auch für die Vorleser sehr witzigen Bilder machen es zum diesjährigen Oster-Lieblingsbuch!
Andreas Német / Hans-Christian Schmidt: „Die große Osterei-Malerei.“ Oetinger Verlag, € 9,95
Ein Winterbilderbuch.
„Da reitet meine Nichte einfach auf die Fichte. Wer hätte gedacht, dass das Pferd so was macht? `Ich erkenne mich selbst nicht mehr´, sagt es und lacht.“ Die beiden wollen sich einen Fichtenzapfen holen – doch oben im Baum sitzt, auch nach einigem Gerüttel und Gezupfe, keiner locker und die beiden „kommen schließlich mit sorgsamen Schritten den Fichtenstamm wieder herunter geritten“. Trotzdem gibt es ein Happy-End, mit einer gemütlichen Runde unter Freunden.
Das ungewöhnlich pfiffig illustrierte Kinderbuch hat eine klare Botschaft: manchmal muss man auch ausgefallene Sachen probieren, um zum Ziel zu kommen. Dabei ist Christiane Piepers reichlich versponnene Geschichte so unglaublich, dass sie kein Kind nachahmen kann (und ein fürsorglicher Erwachsener ist auch immer mit dabei….).
Christiane Pieper: „Die Nichte in der Fichte.“ Peter Hammer Verlag, € 13,90
Ein Baby ward geboren…
„Ein Baby ward geboren in einem fremden Land. Und Tags darauf ein zweites den Weg ins Leben fand. Und diese beiden Babys, ein jeder kann es sehn, hatten zehn kleine Finger und zehn kleine Zeh´n.“
Das eine rot-, das andere schwarzhaarig sind diese beiden Babys, beim nächsten Pärchen hat eines ganz helle Haut und eines ist dunkelhäutig – es sind Kinder aus allen Teilen der Welt, über die berichtet wird. Und so ist es eine fröhliche Rasselbande, die dann am Ende des Buches gemeinsam ein neues Baby begrüßt…
Das entzückend illustrierte Bilderbuch hat viele Qualitäten: seine Wiederholungen und Reime sind eine ideale Sprachförderung für kleine Kinder. Und die völlig unterschiedliche Herkunft zeigt die Vielfalt menschlichen Lebens, die Aufzählung der Gemeinsamkeiten betont dabei die Gleichheit. Ganz besonders reizvoll ist aber die Möglichkeit es als Fingerspiel mit einem grandiosen Finale zu nutzen!
Mem Fox / Helen Oxenbury: „Zehn kleine Finger und zehn kleine Zeh`n.“, Carlsen Verlag € 12,90