Unser Newsletter im Febuar 2024 - Buchhandlung und Verlag Bornhofen in Gernsheim am Rhein

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Die Eulalia-Post im Februar 2024:
Eulalia-Post 01-02-2024

Liebe Büchermenschen,

jetzt hat es fast einen Monat gedauert, bis ich mich wieder melde … Ein Monat mit Vertreterbesuchen, Planung, tollen Büchern und nicht weniger tollen Gesprächen über Bücher.
 
Und mit drei wirklich schönen Veranstaltungen! Der Reigen begann mit dem gut besuchten „Gernsheim liest“ in der Stadtwabe. Am gleichen Ort hat sich am 15.02.2024 Lennart Schulte als bester Vorleser im Südkreis Groß-Gerau herausgestellt (herzlichen Glückwunsch!) – aber auch alle anderen haben Autorin Britta Röder, Peter Brunner vom Büchnerhaus und mich sehr beeindruckt. Ein paar Tage später gab’s dann dreimal volle Turnhalle für Silke Schlichtmann: Mit ihrer Mischung aus Lesung, Erzählen und Musik hat sie allen Kindern der dritten und vierten Klassen der Peter-Schöffer-Schule eine wirklich schöne Stunde bereitet. Danke dafür! (Nein, ich werde jetzt nicht immer von Veranstaltungen erzählen, die schon vorbei sind. Aber zwei davon waren unter Ausschluss der Öffentlichkeit und das ist, wenn es so wunderbar ist, immer ein bisschen traurig.)
 
In den nächsten zehn Wochen ist hier ziemlich viel los. Damit es übersichtlich bleibt, habe ich einen Terminflyer angehängt – sonst wäre dieser Newsletter wieder einmal absolute Bleiwüste … Im Mai gibt es darüber hinaus noch einen Termin und auch im Juni stehen schon zwei Termine an. Sobald ich genaues weiß, bekommen Sie auch hierzu alle Infos. LINK
 
Außerdem habe ich eine Bilderbuch-Lesung mit Andrea Reitmeyer gewonnen. Das wird toll und ich freu‘ mich sehr darauf! Auch hier steht noch nichts Genaues fest und ich informiere Sie, sobald sich das ändert.
 
Erich Kästners Geburtstag jährte sich vor ein paar Tagen zum 125. Mal. Kästner kennt auch heute noch jedes Kind – „Das fliegende Klassenzimmer“ ist Schullektüre – und das nicht nur als Buch, sondern in den filmischen Umsetzungen. Bei der Buchmesse wird der Filmschwerpunkt auf Erich Kästner liegen. Eine sehr schöne Würdigung der Kästnerschen Bücher und auch der Person selbst habe ich Ihnen hier verlinkt. Marcel Reich-Ranicki, den Kästners Werk lange und intensiv begleitete, scheut sich nicht, klare Worte zu finden: LINK

Weniger bekannt ist, dass Walter Trier, der kongeniale Illustrator der Kinderbücher, maßgeblich zu deren Erfolg beitrug: Er war, als die Bitte an ihn herangetragen wurde, die Zeichnungen zu machen, schon etabliert, sein Stil waren weitverbreitet und bekannt. An unserem Messestand am zweiten Märzwochenende wird beider Werk einen schönen Auftritt haben …
Die Favoritenpresse (auch so ein feiner indie-Verlag) hat sehr viel von Walter Trier im Programm. Trier entstammte einer jüdischen Familie der Mittelschicht, er war bei Machtübergabe an Hitler auch für seine politischen Karikaturen bekannt. 1936 emigrierte er nach London, später wanderte er nach Kanada aus. Im ersten Weltkrieg war er in kleinem Rahmen propagandistisch für Deutschland tätig. Während des zweiten Weltkriegs hingegen war er gegen die Nazis aktiv. Und ja, das passt gut zusammen …
 
Mein erster Buchtipp betrifft Walter Trier und auch der zweite Titel beschäftigt sich mit dieser Zeit:
 
Walter Trier: V for Victory
Vielleicht sagt Ihnen der Namen Walter Trier nichts – aber ich bin sicher, dass Sie schon Zeichnungen von ihm gesehen haben: Eigentlich alle Kinderbücher von Erich Kästner hat Walter Trier illustriert. Heute ist der Name Kästner ungleich bekannter, doch zum Beginn der Zusammenarbeit war Trier der Prominente. Seine Bildgestaltung und die leuchtenden Farben sind unverkennbar – aber vor allem zeichnete ihn die Fähigkeit aus, mit wenigen Pinselstrichen Menschen eindeutig zu charakterisieren und Umstände deutlich zu machen. In der Weimarer Republik war Trier auch für seine politischen Satiren bekannt, was ab 1933 zu vielen Umzügen und schließlich 1936 zur Flucht nach London führte. Auch hier nutzte er sein Können hauptsächlich für Satire.
„V for Victory“ wurde in seinem Nachlass entdeckt. Obwohl es eine Vielzahl von Flugblättern gab, die in Großbritannien erstellt und gedruckt wurden, um sie über Hitler-Deutschland abzuwerfen, scheint Triers Faltblatt nicht aus diesem Grund entstanden zu sein – die Botschaft „wir werden überdauern“ ist deutlich subtiler als das damals übliche „wir werden Euch vernichten“. Der erste Teil ist eine kurze Analyse der V-Bildreihe. Darüber hinaus finden sich in dem hier empfohlenen Buch eine kurze Biografie sowie viele Illustrationen von Walter Trier und es lohnt sich, es immer wieder hervorzuholen.
Favoritenpresse, 978-3-96849-094-6, € 14,00

Demian Lienhard: Mr. Goebbels Jazz Band
Im Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda klingt es nach … Jazz! Dabei gilt dieser doch als Krach und entartet und diejenigen, die so musizieren, leben gefährlich. Doch nicht in an diesem Tag im Jahr 1940 und auch nicht in den nächsten Jahren. Denn die Musiker, darunter Juden, Roma, Schwule und Ausländer, spielen für Propagandazwecke: Ihre Lieder, mit Texten die Hetzparolen beinhalteten oder Lobpreisungen Hitlers, ergänzen das Radioprogramm, das von Berlin aus nach Großbritannien ausgestrahlt wird. William Joyce, alias Wilhelm Fröhlich, alias Lord Haw-Haw, verantwortet die faschistischen und hitlergläubigen Textbeiträge und „Charlie and his Orchestra“ sorgen mit ihrer mitreißenden Musik dafür, dass diese Propaganda auch gehört wird. Weil aber der Sieg über Großbritannien nur eine Frage der Zeit sein wird, muss die Geschichte dieser Band festgehalten werden. In Buchform soll so die absolute Überlegenheit der Nazis dokumentiert werden. Doch der Autor Fritz Mahler, der dieses Mamut-Projekt angedient bekommt, verstrickt sich heillos …
Demian Lienhards zweiter Roman „Mr. Goebbels Jazz Band“ beruht auf Tatsachen, diese Musikertruppe gab es wirklich und auch die Musiker sind realistisch dargestellt. Auch William Joyces Biografie stimmt bis auf wenige Details. Allein deshalb lohnt es sich schon, diesen Roman zu lesen. Aber zum Genuss wird das Buch durch Lienhards Sprache: Mit leisem Spott erzählt er eine Geschichte über Propaganda und führt uns dabei auch viel aus der heutigen Zeit vor Augen.
Frankfurter Verlagsanstalt, 978-3-627-00306-7, € 24,00

 
Vor zwei Jahren, als der Ukraine-Krieg begann, zog sich dieses Thema durch mehrere meiner Büchereulen. Heute steh‘ ich dem fast sprachlos gegenüber, mir fehlen die Worte. Einerseits bin ich ganz bei Kästner, der mit „Kennst Du das Land, in dem die Kanonen blühn“ ein klassisches, sehr persönlich geprägtes Anti-Kriegs-Gedicht verfasste. Andererseits hab‘ ich nicht den kleinsten Schimmer, wie es ohne diese Kanonen gehen könnte. Kognitive Dissonanz nennt sich das, wenn man zwei Dinge, die sich absolut gegenüberstehen, aushält, aushalten muss. Das Gedicht in dieser Eulalia-Post ist keines, dass der Seele wohltut. Aber es besticht durch Wahrhaftigkeit … Entstanden ist es 1778 während der ersten Tage des Erbfolgekriegs zwischen Bayern und Preussen. Dass die Parteien so schnell wieder Frieden schließen (schon Anfang Mai 1779), war da noch nicht abzusehen.  
 

Kriegslied

(Matthias Claudius)
 
’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
Und rede Du darein!
’s ist leider Krieg – und ich begehre,
Nicht schuld daran zu sein!

Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
Und blutig, bleich und blaß,
Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?

Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
Verstümmelt und halb tot
Im Staub sich vor mir wälzten und mir fluchten
In ihrer Todesnot?

Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor dem Krieg,
Nun alle elend, alle arme Leute,
Wehklagten über mich?

Wenn Hunger, böse Seuch und ihre Nöten
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammelten, und mir zu Ehren krähten
Von einer Leich' herab?

Was hülf mir Kron' und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freun!
’s ist leider Krieg – und ich begehre,
Nicht schuld daran zu sein!

[Schlussstrophe des Erstdrucks:]
Doch Friede schaffen, Fried' im Land' und Meere:
Das wäre Freude nun!
Ihr Fürsten, ach! wenn's irgend möglich wäre!!
Was könnt Ihr Größers thun?
 

Und sonst: War ich, während hier in Gernsheim der närrische Lindwurm tobte, in München im Lenbachhaus – die Ausstellung mit Gemälden von William Turner ist ein Erlebnis. Insbesondere die Zusammenstellung – links die Gemälde, die der Öffentlichkeit ab Entstehung zugängig waren, rechts die, die er nie herausgab – war sehr besonders: das machte sehr deutlich, wieso er die Bezeichnung „Meister des Lichts“ trägt und das aber zu Lebzeiten so nicht gesehen wurde.

Ende März geht’s dann ins Struwwelpeter-Museum nach Frankfurt. Goethes Zauberlehrling ist dort zu sehen mit den zauberhaften Illustrationen von Sabine Wilharm (Sie kennen ihren Stil von den Harry-Potter-Covern!) und politische Karikaturen aus der Paulskirchen-Zeit auch: LINK

Im Bilderbuchpfad ist noch bis Mittwoch (06.03.2024) „Ich bin ein bisschen schüchtern“ von Anna Böhm zu sehen. Es gibt nicht allzu viel Text – der ist aber „knackig“ – und die Bilder von Tim Warnes ergänzen ihn mit sehr feinem Strich.
 
Damit verabschiede ich mich. Es ist mal wieder eine lange Eulalia-Post geworden – ich hoffe, das ist okay so …
Ich wünsche Ihnen eine gute, frühlingshaft-schöne und friedvolle Zeit.


Und: Lesen Sie gut!

Herzlichst Ihre
Lucia Bornhofen

mit dem Team der
Buchhandlung Bornhofen e. K.
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
FON 06258 4242, FAX 06258 51777
HRA Darmstadt 53224

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