Die BücherEulen im August 2023:
Büchereule 02-08-2023
Liebe Büchermenschen,
in wenigen Tagen fängt die Schule wieder an. Ich hoffe, dass sich alle Schulkinder und deren Eltern über die Sommerferien gut erholt haben und mit guter Laune und Elan wieder starten können! Für manche ist es ein Neustart – mit all seinen Aufregungen und vielleicht auch Ängsten.
Achtung, jetzt kommt eine Wiederholung vom letzten Jahr – meine Tipps fürs Lesenlernen und die Bitte um Entspannung haben nichts von ihrer Aktualität verloren:
„Wir haben so viel vorgelesen! Und wir selbst lesen auch echt viel! Und trotzdem mag unser Kind das nicht.“ – das höre ich zum Schulanfang öfter. Manchmal mit richtiger Verzweiflung gesprochen. Dabei ist es mit dem Lesen eigentlich wie mit jedem anderen Hobby: man mag es oder man mag es nicht. Und doch sind Vorlesen und Vorbild sein natürlich wichtig!! Denn sie helfen mit, dass das Kind lesefähig (!) wird, es gute Geschichten mag und auch keine Angst vor Büchern hat. Diese drei Punkte sind fürs Leben (und vorher für die schulische Laufbahn) notwendig. Ob das Kind Bücher „wegfrisst“ oder nicht, das ist tatsächlich eher zweitrangig.
Natürlich hilft regelmäßiges Lesen dem Wortschatz, der Grammatik und der Rechtschreibung. Aber: Wenn ich mir vorstelle, meine Eltern hätten auf Biegen und Brechen versucht, aus mir eine Fußballerin zu machen, weil Bewegung wichtig ist, dann habe ich ein ungefähres Gefühl, wie es Kindern gehen muss, die Bücher eigentlich doof finden.
Quintessenz: Bitte weiterhin vorlesen! Bitte immer mal Lesbares anbieten mit Inhalten, die das Kind interessieren – das kann auch die Fußballzeitung sein. Oder Medi und Zini aus der Apotheke (gibt’s das noch?).
Und: Bitte bleiben Sie entspannt und machen Sie sich keine Vorwürfe, wenn Ihr Kind kein viellesender Mensch wird. Sofern es lesefähig, geschichtenmögend und halbwegs buchentspannt ist, haben Sie einen richtig guten Job gemacht!
Das war mein kleines Plädoyer für Entspannung 😊
Natürlich gibt’s für die Neuschüler*innen trotzdem ein paar Dinge, auf die man achten kann:
- Wenn ein Thema gut zum Kind passt, wird das Buch eher gelesen.
- Wichtig sind das Text-Bild-Verhältnis und gerade fürs erste Erschließen auch viel Weißraum, er ist zur Orientierung wichtig.
- Lieber etwas auswählen, was unter- als etwas was überfordert. Wenn im Kopf Lesen mit großer Anstrengung verknüpft ist, ist das absolut nicht hilfreich.
- Auch Bilderbücher können eine gute Wahl sein – vielleicht sogar, wenn sie schon bekannt sind. Selbst wenn vieles auswendig gewusst wird: Das ist trotzdem lesen.
Wir lesen Worte nicht als Abfolge von Buchstaben. Sondern wir haben eine Art Bild des Wortes in unserm Kopf und greifen beim Hingucken auf dieses Bild zurück – darum geht das so schnell. Je öfter wir ein Wort gesehen haben, desto sicherer ist der Zugriff. Ein Kind, das beim Vorlesen auf dem Schoß sitzt, „liest“ also quasi schon mit. Letztendlich bedeutet das aber: Nur Lesen übt Lesen.
Passend zum Schulanfang gibt’s heute ein grammatikalisches Gedicht. Es gibt keine Angabe über die*den Autor*in – aber das Buch, dem ich es entnommen habe, das mag‘ ich nicht unerwähnt lassen, es heißt „Hell und Schnell – 555 komische Gedichte aus 5 Jahrhunderten“ und ist vor einigen Jahren von Robert Gernhardt und Klaus Cäsar Zehrer herausgegeben worden. Es ist eines der Bücher, die ich ganz regelmäßig und vor allem zum Vergnügen aufschlage.
Der Unverbesserliche
Man fragte mich: „Heißt’s fragte oder frug?“
Ich sagte drauf: „Ich wähle immer fragte,
da man ja auch statt sagte nicht spräch sug,
was schlecht dem Ohr und Sprachgebrauch behagte.“
Ich sagte drauf: „Ich wähle immer fragte,
da man ja auch statt sagte nicht spräch sug,
was schlecht dem Ohr und Sprachgebrauch behagte.“
Der andre sprach: „Ich werde draus nicht klug,
man sagt doch auch nicht schlagte oder tragte?“
Ich sprach: „Ausnahmen sind nur schlug und trug;
doch tug, rug, zug und wug noch keiner wagte.
man sagt doch auch nicht schlagte oder tragte?“
Ich sprach: „Ausnahmen sind nur schlug und trug;
doch tug, rug, zug und wug noch keiner wagte.
Nun, wird der Zweifel, der bisher Sie nagte
und plagte – und nicht etwa gar nug oder plug -
behoben sein, ob richtig frug, ob fragte?“
und plagte – und nicht etwa gar nug oder plug -
behoben sein, ob richtig frug, ob fragte?“
Der andre sprach: „Sie haben recht“, und schlug
sich an die Stirn, als ob ihm Licht nun tagte,
„verzeihen Sie, daß ich so töricht frug.“
sich an die Stirn, als ob ihm Licht nun tagte,
„verzeihen Sie, daß ich so töricht frug.“
Die beiden folgenden Buchempfehlungen gehören natürlich noch in den August. Der September ist zwar schon „in der Mache“ – aber ich hatte ja bisher nur „Das alte Haus an der Gracht“ und „Gedankenspiele über Verantwortung“ vorgestellt. Nun kommen noch zwei von drei Romanen …
Joanna Quinn: Das Theater am Strand
Cristabel ist gerade vier geworden, als ihr Vater Jasper mit einer neuen Frau ins Haus kommt. Rosalind ist jung und bildschön – und erst mal froh, Jasper Seagraves Frau geworden zu sein, auch wenn sie sich nicht vorstellen kann, soweit ab von London leben zu müssen. Aber so viele Männer sind im Krieg geblieben und so kam ihr Witwer Seagraves gerade gelegen. Solange Zeitschriften im Haus sind, und Geld um das darin entdeckte zu ordern, lässt es sich mehr schlecht als recht im langweiligen Küstenort aushalten. Wenig später ist sie tatsächlich schwanger und das ist mühseliger und schrecklicher, als sie es sich vorgestellt hat. Das Kind ist kein Sohn, sie findet es sieht aus wie Gemüse und der Spitzname Veggie etabliert sich statt des Namens Florence sehr schnell. Es folgen Jahre, in denen nur Jaspers Bruder Willoughby Lichtblicke setzt – und dann endlich der ersehnte Erbe. Cristabel, Veggie und Digsby, die drei Seagrave-Kinder, sind unzertrennlich und eine Art Naturgewalt. Als Cristabel einen Wal am Strand findet und kurz darauf Bekanntschaft mit dem Maler Taras Grigorewitsch Kovalsky ist klar, dass sie die Gelegenheit nutzen muss, etwas ganz besonderes auf die Beine zu stellen: Das Theater am Strand …
Fast dreihundert Seiten lang nimmt uns Joanna Quinn mit ins England der Zwischenkriegszeit und noch einmal soviel auch in das des zweiten Weltkrieges. Sie erzählt in Gegenwartsform sehr direkt und trotzdem ausschweifend – wir Leser*innen sind mittendrin. Dabei sind die Charaktere gar nicht unbedingt Sympathieträger, Cristabel ist zu bestimmend, Rosalind zu ich-bezogen, und alle anderen haben mehr Schatten- als Lichtseiten. Aber die Geschichte der drei Kinder, des Theaters, und in der zweiten Hälfte des Buches auch des ungeschönten und tödlichen Kampfes gegen Hitler, hat einen ganz eigenartigen Sog. Es ist mir sehr schwergefallen, dieses Landgut und seine Bewohner wieder zu verlassen.
Verlag C. Bertelsmann, Übersetzung: Wibke Kuhn, 978-3-570-10465-1, € 23,00
Cristabel ist gerade vier geworden, als ihr Vater Jasper mit einer neuen Frau ins Haus kommt. Rosalind ist jung und bildschön – und erst mal froh, Jasper Seagraves Frau geworden zu sein, auch wenn sie sich nicht vorstellen kann, soweit ab von London leben zu müssen. Aber so viele Männer sind im Krieg geblieben und so kam ihr Witwer Seagraves gerade gelegen. Solange Zeitschriften im Haus sind, und Geld um das darin entdeckte zu ordern, lässt es sich mehr schlecht als recht im langweiligen Küstenort aushalten. Wenig später ist sie tatsächlich schwanger und das ist mühseliger und schrecklicher, als sie es sich vorgestellt hat. Das Kind ist kein Sohn, sie findet es sieht aus wie Gemüse und der Spitzname Veggie etabliert sich statt des Namens Florence sehr schnell. Es folgen Jahre, in denen nur Jaspers Bruder Willoughby Lichtblicke setzt – und dann endlich der ersehnte Erbe. Cristabel, Veggie und Digsby, die drei Seagrave-Kinder, sind unzertrennlich und eine Art Naturgewalt. Als Cristabel einen Wal am Strand findet und kurz darauf Bekanntschaft mit dem Maler Taras Grigorewitsch Kovalsky ist klar, dass sie die Gelegenheit nutzen muss, etwas ganz besonderes auf die Beine zu stellen: Das Theater am Strand …
Fast dreihundert Seiten lang nimmt uns Joanna Quinn mit ins England der Zwischenkriegszeit und noch einmal soviel auch in das des zweiten Weltkrieges. Sie erzählt in Gegenwartsform sehr direkt und trotzdem ausschweifend – wir Leser*innen sind mittendrin. Dabei sind die Charaktere gar nicht unbedingt Sympathieträger, Cristabel ist zu bestimmend, Rosalind zu ich-bezogen, und alle anderen haben mehr Schatten- als Lichtseiten. Aber die Geschichte der drei Kinder, des Theaters, und in der zweiten Hälfte des Buches auch des ungeschönten und tödlichen Kampfes gegen Hitler, hat einen ganz eigenartigen Sog. Es ist mir sehr schwergefallen, dieses Landgut und seine Bewohner wieder zu verlassen.
Verlag C. Bertelsmann, Übersetzung: Wibke Kuhn, 978-3-570-10465-1, € 23,00
Travis Baldree: Magie & Milchschaum
Die Geschichte beginnt mit einem Ende: Ork-Kriegerin Vivs letzter Auftrag ist es, eine Königin zu töten. Doch mit diesem Auftrag lässt sich auch etwas für sie selbst verbinden – sie reißt der Königin etwas aus dem Leib, eine Art Glücksstein, wie sich im Laufe der Geschichte herausstellt. Den glaubt Viv zu benötigen, denn sie will aus ihrem Beruf aussteigen und Besitzerin eines Kaffeehauses werden. Dafür hat sie sich die Stadt Thune ausgesucht; blöd nur, dass Kaffee dort noch niemand kennt. Sie kauft einen alten Mietstall, findet in Cal einen fähigen Handwerker und beginnt, ihren Traum umzusetzen. Bald hat sie eine tüchtige Kellnerin und einen Bäcker mit dabei, alle drei sind, wie Viv fantastische Gestalten mit all ihren typischen Eigenschaft. Aber eben nicht nur mit diesen. Und dann bekommt Viv es mit einem bösen Elf aus der Vergangenheit und einer mafiösen Vereinigung zu tun.
„Magie & Milchschaum" ist, obwohl nahezu alle „klassischen" Fantasy-Figuren vorkommen - Elfen, Zwerge, Succubus, Gnome, Orks – keine schlachtgetümelige Highfantasy. Es geht, neben der Eröffnung eines Cafès, vor allem um die Frage, wer-bin-ich, aber ebenso um Freundschaft und eine zarte, queere Liebesgeschichte kommt auch vor. Das liest sich sehr unterhaltsam und man taucht tief ein - Cosy Fantasy nennt sich das Genre: Und „Magie & Milchschaum" ist ein herausragendes Buch dieser Gattung! (Empfohlen hatte es mir übrigens Berufspraktikantin Amelie – das war ein toller Tipp!)
DTV, Übersetzung: Wolfgang Thon, 978-3-423-26356-6, € 16,00
Die Geschichte beginnt mit einem Ende: Ork-Kriegerin Vivs letzter Auftrag ist es, eine Königin zu töten. Doch mit diesem Auftrag lässt sich auch etwas für sie selbst verbinden – sie reißt der Königin etwas aus dem Leib, eine Art Glücksstein, wie sich im Laufe der Geschichte herausstellt. Den glaubt Viv zu benötigen, denn sie will aus ihrem Beruf aussteigen und Besitzerin eines Kaffeehauses werden. Dafür hat sie sich die Stadt Thune ausgesucht; blöd nur, dass Kaffee dort noch niemand kennt. Sie kauft einen alten Mietstall, findet in Cal einen fähigen Handwerker und beginnt, ihren Traum umzusetzen. Bald hat sie eine tüchtige Kellnerin und einen Bäcker mit dabei, alle drei sind, wie Viv fantastische Gestalten mit all ihren typischen Eigenschaft. Aber eben nicht nur mit diesen. Und dann bekommt Viv es mit einem bösen Elf aus der Vergangenheit und einer mafiösen Vereinigung zu tun.
„Magie & Milchschaum" ist, obwohl nahezu alle „klassischen" Fantasy-Figuren vorkommen - Elfen, Zwerge, Succubus, Gnome, Orks – keine schlachtgetümelige Highfantasy. Es geht, neben der Eröffnung eines Cafès, vor allem um die Frage, wer-bin-ich, aber ebenso um Freundschaft und eine zarte, queere Liebesgeschichte kommt auch vor. Das liest sich sehr unterhaltsam und man taucht tief ein - Cosy Fantasy nennt sich das Genre: Und „Magie & Milchschaum" ist ein herausragendes Buch dieser Gattung! (Empfohlen hatte es mir übrigens Berufspraktikantin Amelie – das war ein toller Tipp!)
DTV, Übersetzung: Wolfgang Thon, 978-3-423-26356-6, € 16,00
Und damit verabschiede ich mich für heute. In der nächsten Eule sind dann alle Termine fürs vierte Quartal mit drin – tatsächlich ist noch nicht alles durchgeplant. Aber es ist ja auch erst einmal September … Wobei ich dann doch nochmal auf Manga-Day und Batman-Tag am Samstag, 16. September 23 hinweisen wollte: Da gibt’s nämlich gratis reichlich schönes Lesefutter für Manga- und Batman-Fans! Gerne weitersagen 😊
Eine gute Zeit für Sie alle.
Und: Lesen Sie gut!
Herzlichst Ihre
Lucia Bornhofen
mit dem Team der Buchhandlung Bornhofen
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
Fon 06258 4242, Fax 06258 51777
info@buchhandlung-bornhofen.de
HRA Darmstadt 532241
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
Fon 06258 4242, Fax 06258 51777
info@buchhandlung-bornhofen.de
HRA Darmstadt 532241
Büchereule 01-08-2023
Liebe Büchermenschen,
„Ich freue mich, dass es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“ Ich finde, dieser Spruch von Karl Valentin ist die absolut passende Überschrift für die letzten beiden Wochen – wir lassen uns einfach die Laune nicht verderben, oder? Allerdings wünsche ich trotzdem allen Urlaubenden – allen voran den Schulkindern –, dass die Sonne sich jetzt mal durchsetzt und man das Freibad kapern kann …
Hier in der Buchhandlung ist das Klimagerät seit zwei Wochen aus. Erstaunlich, aber so ist es. An einem der sehr, sehr nassen Tage habe ich die Zeit genutzt und das Krimi-Regal neu sortiert: Es ist nun den veränderten Lesegewohnheiten angepasst (mehr Kriminalroman, weniger Thriller), vor allem ist es auch wieder ganz ordentlich nach Autor*in geordnet. Spannend fand ich bei der Gelegenheit, dass im Segment Kriminalroman gut ein Drittel der Bücher aus kleinen, unabhängigen Verlagen stammt – und da sind gar keine deutschen Regionalkrimis, die sehr oft in Indie-Verlagen veröffentlicht werden, mit dabei (die stehen ja im Regal „Tatort Deutschland“).
Die Vertreter*innen sind nun alle da gewesen, wunderherrliche neue Bücher rollen in den nächsten Wochen an. Und auch da sind wirklich viele Bücher aus kleineren Verlagen dabei. Wir haben nahezu alle Treffen bei Omalisbeth gehabt (in der Buchhandlung gibt es keine Kaffeemaschine mehr), das ist also nicht nur für Veranstaltungen eine gute Bücher-Adresse. Die kommenden Lesungen und Termine finden aber hauptsächlich in der Buchhandlung statt, oder in der Stadtwabe gegenüber.
Vormerken können Sie sich bitte schon mal die folgenden Daten:
Mittwoch, 30. August 2023 um 19 Uhr, Stadtwabe – „Gernsheim liest und hört zu“ mit Birgit Weinmann und mir
Mittwoch, 6. September 2023 um 15 Uhr, Kinderschutzbund – Bilderbuchkino „Unterwegs“, Anmeldung demnächst im Büro des Kinderschutzbundes
Samstag, 16. September 2023 während der Öffnungszeiten in der Buchhandlung - Gratis-Manga-Tag und Batman-Tag (Einfach kommen und ein Gratismanga und/oder ein Gratis-Batman-Comic abholen.
Und vor allem: Weitersagen!!)
Die Termine im Jubiläumsmonat Oktober kommen demnächst …
Mittwoch, 30. August 2023 um 19 Uhr, Stadtwabe – „Gernsheim liest und hört zu“ mit Birgit Weinmann und mir
Mittwoch, 6. September 2023 um 15 Uhr, Kinderschutzbund – Bilderbuchkino „Unterwegs“, Anmeldung demnächst im Büro des Kinderschutzbundes
Samstag, 16. September 2023 während der Öffnungszeiten in der Buchhandlung - Gratis-Manga-Tag und Batman-Tag (Einfach kommen und ein Gratismanga und/oder ein Gratis-Batman-Comic abholen.
Und vor allem: Weitersagen!!)
Die Termine im Jubiläumsmonat Oktober kommen demnächst …
Außerdem suchen wir nach einem Namen für unsere Eule! Alle Infos dazu finden Sie im Anhang – wir freuen uns auf viele schöne, witzige, einfallsreiche Vorschläge.
Während Sie nach einem Namen suchen, verabschiede ich mich mal für ein paar Tage nach München. Zum einen, um die sehr geschätzten Händlerkolleg*innen zu treffen. Zum anderen wegen der Ausstellung „Charlotte Salomon - Leben? Oder Theater?“ im Lenbachhaus. Von Charlotte Salomon erfuhr ich erstmals im Jahr 2015 durch ein Leseexemplar; David Foenkinos hatte für seinen Roman über diese Malerin im Jahr zuvor sowohl den Prix Goncourt als auch den Prix Renaudot gewonnen – und ich habe damals die Nacht durchgelesen. Diese halbe Stunde Podcast verdeutlicht, warum Charlotte Salomon so beeindruckend ist und das Buch von Foenkinos so wichtig: LINK
Und hier ist der Link zum Jüdischen Historischen Museum Amsterdam, dort gibt es die Werke digital zu entdecken: LINK
Und hier ist der Link zum Jüdischen Historischen Museum Amsterdam, dort gibt es die Werke digital zu entdecken: LINK
Meine Bilderbuchempfehlung für den Monat August betrifft auch Amsterdam (ich weiß immer nicht so genau, warum manche meiner Empfehlungen und Recherchen sich ergänzen – aber sie tun es …). „Das alte Haus an der Gracht“ ist kein Buch, dass man einfach lesen oder vorlesen kann, es braucht eine sanfte Betreuung der zuhörenden oder lesenden Kinder. Und ich würde es, glaube ich, auch nicht einfach so nutzen. Aber wer einen Besuch in Amsterdam plant, wer Kinder hat (ab 5 Jahren, aber auch noch das gesamte Grundschulalter hindurch), die in irgendeiner Form von Anne Frank oder dem dritten Reich gehört haben, der*demjenigen sei es ans Herz gelegt, denn es ist weder verharmlosend noch schwer zu verstehen. Und trotzdem ist es im besten Sinne lesbar, denn es ist nicht detailliert in Darstellung oder Text, es lässt Leerstellen für Nachfragen, die aber auch einfach leer bleiben können, wenn das Kind das noch nicht wissen will. Kinder haben, meiner Erfahrung nach, ein sehr gutes Gespür dafür, was sie tragen können.
Außerdem ist es eigentlich die Geschichte des Hauses, in dem Anne Frank ihre letzten Lebensjahre verbrachte, und nur ein Teil davon ist auch die der Familie Frank selbst. Auch das hilft dabei, die entsetzlichen Taten, die im dritten Reich passiert sind, einordnen zu können.
Dass die Bilder von Britta Teckentrup bestens zu diesem Konzept passen, das nimmt bei dieser Ausnahme-Illustratorin nicht Wunder.
Thomas Harding / Britta Teckentrup: „Das alte Haus an der Gracht“, Übersetzung: Nicola T. Stuart, Verlag jacoby & stuart, 978-3-96428-7-9, € 22,00
Außerdem ist es eigentlich die Geschichte des Hauses, in dem Anne Frank ihre letzten Lebensjahre verbrachte, und nur ein Teil davon ist auch die der Familie Frank selbst. Auch das hilft dabei, die entsetzlichen Taten, die im dritten Reich passiert sind, einordnen zu können.
Dass die Bilder von Britta Teckentrup bestens zu diesem Konzept passen, das nimmt bei dieser Ausnahme-Illustratorin nicht Wunder.
Thomas Harding / Britta Teckentrup: „Das alte Haus an der Gracht“, Übersetzung: Nicola T. Stuart, Verlag jacoby & stuart, 978-3-96428-7-9, € 22,00
Die zweite Buchempfehlung passt durchaus ins Thema.
Die Reihe „Gedankenspiele“ des Grazer Literaturverlags Droschl umfasst mittlerweile 13 Titel. Sie widmen sich den unterschiedlichsten Themen, von Eleganz über Glück, Sehnsucht, Mut bis Wahrheit – und die unterschiedlichsten Autor*innen haben hierfür Texte verfasst. Es sind sehr bekannte Namen dabei – Michael Köhlmeier, Clemens J. Setz, Felicitas Hoppe, Marlene Streeruwitz –, aber auch eher unbekannte Schreibende. Konrad Paul Liessmann zum Beispiel, Professor der Philosophie i.R. und Kritiker, Essayist und Kulturpublizist, zählt zu den eher weniger Bekannten. Obwohl er bei Hanser und Zsolnay veröffentlicht, aber es sind eben überwiegend Sachbücher. Die bekannten Schriftsteller*innen haben fast immer auch ein belletristisches Werk veröffentlicht.
Verantwortung heißt Liessmanns Thema in dieser Reihe. Er nähert sich auf unterschiedlichen Wegen an, sortiert Wortgenau, im Verhältnis von Macht und Freiheit, geologisch, historisch oder bezüglich Zukunft. Es ist nicht immer einfach, ihm zu folgen – und ich ertappe mich dabei, dass ich ihm gar nicht immer folgen will: Nicht alle Überlegungen passen in mein Lebenskonzept. Aber er begründet viel- und sorgfältig, und zeigt auch auf, wohin das Nicht-Übernehmen von Verantwortung führt: zur Abhängigkeit. Das Buch wird wohl eine Weile auf meinem Tisch liegen, damit ich immer wieder hineinlesen kann …
Konrad Paul Liessmann: „Gedankensiel über die Verantwortung“, Literaturverlag Droschl, 978-3-99059-133-8, € 12,00
Die Reihe „Gedankenspiele“ des Grazer Literaturverlags Droschl umfasst mittlerweile 13 Titel. Sie widmen sich den unterschiedlichsten Themen, von Eleganz über Glück, Sehnsucht, Mut bis Wahrheit – und die unterschiedlichsten Autor*innen haben hierfür Texte verfasst. Es sind sehr bekannte Namen dabei – Michael Köhlmeier, Clemens J. Setz, Felicitas Hoppe, Marlene Streeruwitz –, aber auch eher unbekannte Schreibende. Konrad Paul Liessmann zum Beispiel, Professor der Philosophie i.R. und Kritiker, Essayist und Kulturpublizist, zählt zu den eher weniger Bekannten. Obwohl er bei Hanser und Zsolnay veröffentlicht, aber es sind eben überwiegend Sachbücher. Die bekannten Schriftsteller*innen haben fast immer auch ein belletristisches Werk veröffentlicht.
Verantwortung heißt Liessmanns Thema in dieser Reihe. Er nähert sich auf unterschiedlichen Wegen an, sortiert Wortgenau, im Verhältnis von Macht und Freiheit, geologisch, historisch oder bezüglich Zukunft. Es ist nicht immer einfach, ihm zu folgen – und ich ertappe mich dabei, dass ich ihm gar nicht immer folgen will: Nicht alle Überlegungen passen in mein Lebenskonzept. Aber er begründet viel- und sorgfältig, und zeigt auch auf, wohin das Nicht-Übernehmen von Verantwortung führt: zur Abhängigkeit. Das Buch wird wohl eine Weile auf meinem Tisch liegen, damit ich immer wieder hineinlesen kann …
Konrad Paul Liessmann: „Gedankensiel über die Verantwortung“, Literaturverlag Droschl, 978-3-99059-133-8, € 12,00
Was fehlt? Ein Gedicht. Diesmal ist mir mal wieder Adolf Glaßbrenner (geb. 1810, gest. 1876) „über den Weg gelaufen“. Glaßbrenner war Humorist und Satiriker, er gilt als „Erfinder der querköpfig-verschmitzten Type, der Protokollant des biedermeierlichen Berlin, gar der Vater des Berliner Witzes“. Und ja, dafür muss man einen klugen Kopf haben und bitte auch das Herz auf dem rechten Fleck:
Rose (rothe)
Ich liebe Dir! Ich liebe Dich!
Wie’s richtig is, ich weeß es nich,
Un’s is mich auch Pomade!
Wie, wenn ich lieb‘, es heißen muß,
Zu fragen erst den Heinsius,
Wär‘ um die Liebe schade!
Ich liebe Dir, ich liebe Dich,
Wie’s richtig is, ich weeß es nich,
Doch klopft mein Herz so schnelle!
Ich lieb‘ nicht auf den dritten Fall,
Ich lieb‘ nicht auf den vierten Fall,
Ich lieb‘ auf alle Fälle.
Wie’s richtig is, ich weeß es nich,
Un’s is mich auch Pomade!
Wie, wenn ich lieb‘, es heißen muß,
Zu fragen erst den Heinsius,
Wär‘ um die Liebe schade!
Ich liebe Dir, ich liebe Dich,
Wie’s richtig is, ich weeß es nich,
Doch klopft mein Herz so schnelle!
Ich lieb‘ nicht auf den dritten Fall,
Ich lieb‘ nicht auf den vierten Fall,
Ich lieb‘ auf alle Fälle.
Im Bilderbuchpfad ist noch bis zum 14. August 2023 ein gereimter Jahreslauf spazierenzusehen. Auf, auf 😊
Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit, genau richtig viel Wärme und Regen, schönes Miteinander und feine Erlebnisse. Und: Lesen Sie gut!
Herzlichst Ihre
Lucia Bornhofen
mit dem Team der
Buchhandlung Bornhofen e. K.
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
FON 06258 4242, FAX 06258 51777
info@buchhandlung-bornhofen.de
HRA Darmstadt 53224
Buchhandlung Bornhofen e. K.
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
FON 06258 4242, FAX 06258 51777
info@buchhandlung-bornhofen.de
HRA Darmstadt 53224