Die Urlaubslieblinge des Monats Juli 2024
Ulrike Wegert empfiehlt:
Nikos Milonás: Kretisches Schweigen (3. Fall)
Eigentlich heißt der Autor Frank D. Müller und stammt ursprünglich aus Hamburg. Inzwischen lebt er als erfolgreicher Autor, Regisseur und Drehbuchschreiber (z.B.: München7) in München. Als Sohn einer Buchhändlerin und eines Kapitäns auf großer Fahrt, kam er auch schon vor seinem Literaturstudium zum Schreiben.
An Kriminalromanen faszinieren den Autor eher Ursache und Motiv als eine drastische Beschreibung der Gewalt. Das was Menschen dazu getrieben hat, Verbrechen zu begehen, und was den Täter und die Opfer verbunden hat. Die Fälle sind so konstruiert, dass der Leser kaum eine Chance hat die Lösung vorab zu finden.Kommissar Michalis Charisteas ist auf Kreta verwurzelt, aber er denkt weltoffen und ist mit einer Deutschen liiert. Durch seine Augen lernt man die Mentalität und Eigenarten der Kreter zu verstehen, die er auch seiner Hannah des Öfteren erklären muss. Dazu gehört auch die gewaltreiche Vergangenheit der Insel, die von Piraten, Venezianern, Türken und Deutschen in den verschiedenen Jahrhunderten überfallen wurden. Erstaunlich finde ich, wie tolerant nach der jeweiligen Befreiung mit dem fremden kulturellen Erbe umgegangen wird: alles was gefällt bleibt stehen, oder wird in den Speiseplan integriert (Fortessa / Mosche /Baklava). An dieser Krimiserie gefällt mir die Verknüpfung der Rahmenhandlung mit den jeweiligen Fällen.
Die liebevoll und glaubwürdig beschriebenen Charaktere mit für Kreta typischen Ecken und Kanten sind wie gute Bekannte, auf die ich mich jedes Mal wieder freue. Auch die Örtlichkeiten sind exakt recherchiert. Wenn man selbst schon mal dort war, erkennt man sofort die Ecke und hat die entsprechenden Bilder vor Augen.
Das „Kretische Schweigen“ spielt im Südwesten der Insel. Dort gibt es außer Ziegen und Touristen kaum Einnahmequellen da die Landschaft schroff, karg und trocken ist… wie die Einheimischen, die eher misstrauisch gegenüber den Behörden sind.
Am Strand von Frangokastello, in der Nähe der verfallenen venezianischen Festung, finden Touristen menschliche Skelette, genau da, wo 1828 eine erbitterte Schlacht zwischen Kretern und Türken stattfand. Seitdem soll es dort spuken. Schnell stellt sich heraus, dass die menschlichen Überreste jüngeren Datums sind. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, als auch noch ein potenzieller Zeuge ermordet wird und der Polizeichef von Chania ein rätselhaftes Verhalten an den Tag legt …
Fischer Verlag, 978-3-596-70064-6, € 12,00
Isabell Bogdan: Der Pfau
1968 in Köln geboren, hat Isabell Bogdan bisher diverse Kurzgeschichten, den Roman „Laufen“ und das Selbstexperiment-Buch „Sachen machen“, das bei Rowohlt erschienen ist, geschrieben. Vor allem aber ist sie preisgekrönte Übersetzerin von Nick Hornby und anderen namhaften Autoren. Sie liebt Großbritannien und ist auch schon oft in Schottland gewesen, weil sie die Art der Menschen dort so mag und sich wohl bei ihnen fühlt.
Das Anwesen auf dem dieser Roman spielt gibt es wirklich - seit über 20 Jahren fährt sie regelmäßig dorthin, und auch der Pfau, der plötzlich blaue Sachen angreift, ist nicht erfunden.
Britischer Humor liegt mir, Lady Hardcastle Krimis und Monty Python sind so ganz mein Ding. Deswegen gefällt mir der Schreibstil der Autorin so gut. Der Anfang hat mich sofort gefangen, die Charaktere sind liebevoll und facettenreich, aber nicht übertrieben beschrieben.
Eine Gruppe Investmentbanker reist gemeinsam mit einer Psychologin zwecks Teambildungsmaßnahmen auf bereits erwähnten Landsitz mit Pfau. Hausherr Lord McIntosh setzt mit seinem Team alles daran, dass mit diesen wichtigen Gästen aus London nichts schief geht. Doch leider macht sich der verrückte Pfau, der sowieso schon einiges auf dem Kerbholz hat, ausgerechnet über das Auto der Chefin her. Dem Lord fällt nichts Besseres ein, als den Pfau in den Wald zu locken und zu erschießen …
Das führt aus vielerlei Gründen zu den komischsten Verwicklungen, nicht zuletzt, weil die Protagonisten sehr dazu neigen Erkenntnisse und Beobachtungen für sich zu behalten!
Insel Verlag, 978-3-458-36297-5, € 12,00
Ludwig Reinser / Albert Schirnding / Dirk v. Petersdorff (Hrsg): Der ewige Brunnen
Eine Sammlung von Gedichten aus ca. 1200 Jahren.
Die Anfrage zu einer Gedichtsammlung wurde schon 1808 an Goethe herangetragen, der zwar einige Ideen zu dem Thema notierte, aber nichts davon in die Tat umsetzte.
1955 kam es dann zu einem „Volksbuch deutscher Dichtung“ von Ludwig Reiners, in dem die Gedichte nicht chronologisch, sondern in Rubriken, wie: Kindheit; Höhen und Tiefen der Liebe; Aus dem Alltag; Lebenskunst; Auf dem Feld der Politik und Über die Dichter aufgeteilt sind.
Seitdem ist die Sammlung mehrmals überarbeitet, erweitert und zum Teil auch dem Zeitgeist angepasst worden.
Ich bin bei den Konfirmationen der Jungs meiner Cousine auf das Buch aufmerksam geworden. In der Familie ist es Tradition das Buch zu diesem Anlass zu verschenken. Beim Blättern durch die Seiten findet man immer etwas, das einen grad anspricht und/oder zur Lebenssituation passt.
Genauso gut kann man es auch als Nachschlagwerk nutzen, wenn man was für einen bestimmten Anlass sucht.
Von Lustig bis ernsthaft ist alles geboten und man staunt über die Aktualität der alten Dichter.
Alle namhaften Dichter und Denker sind zu finden, aber auch Texte der Comedian Harmonists, Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer sind vertreten.
In der Rubrik „Über die Dichter“ steht ein Schönes Kurzgedicht von Lessing
Wer wird nicht einen Klopstock loben?
Doch wird ihn jeder lesen? – NEIN.
Wir wollen weniger erhoben,
und fleißiger gelesen sein.
In diesem Sinne will ich hier nicht weiter ins Detail gehen und die vielen Gedichte zitieren, die mir noch gefallen.
Ich lege euch lieber das Buch zum Entdecken ans Herz, das natürlich nicht nur nach Rubriken, sondern auch mit guter, deutscher Gründlichkeit nach Gedichttiteln und – Anfängen, sowie nach Autorinnen und Autoren sortiert ist.
Verlag C. H. Beck, 978-3-406-67642-0, € 28,00
Lucia Bornhofen empfiehlt:
Sharon Gosling: Forgotten Garden
Luisa McGregor arbeitet als Sekretärin einer Landschaftsgärtnerin, denn nach dem tragischen Unfalltod ihres Mannes Reuben hat sie kein Zutrauen mehr in ihre Fähigkeiten als Gartenarchitektin. Sie glaubt, nicht genug Ideen zu haben und auch nicht repräsentieren zu können.
Auf der Rückfahrt von einem Termin, bei dem ihre Chefin sie so richtig vorgeführt hat, klingelt ihr Telefon, es ist Reubens Patenonkel. Er bietet ihr ein Stück Land an, auf dem sie den Gemeinschaftsgarten anlegen soll, den sie als Ehepaar damals geplant hatten. Luise möchte das Angebot nicht annehmen - trotzdem fährt sie am nächsten Tag nach Collaton zu dem Grundstück und schaut sich um. Das Stück Land ist voller Steine und alter Teerflächen, das Städtchen ziemlich heruntergekommen, die Häuser in schlechtem Zustand, geschlossene Geschäfte und Kneipen lassen alles sehr trostlos aussehen. Nur ein Haus leuchtet einladend - und das ist der Boxclub von Casimir Pattanyús, den er als Anlaufstelle für die Jugendlichen der Stadt eröffnet hat. Wieder zu Hause angekommen, überredet ihre Schwester Joana, es doch zumindest zu versuchen …
Das Buch hat, neben dem Gemeinschaftsgarten und der Freundschaft (oder was auch immer das ist) zwischen Cas und Luisa auch noch einige Verwicklungen rund um die 16-jährige Harper, die neben Schule, Aushilfsjob und Sozialstunden auch noch ihren kleinen Bruder Max bemuttert. Das alles ist ziemlich kompakt und zog mich richtig ins Geschehen hinein – das Buch will in einem Rutsch gelesen werden.
Das hier ist der dritte Roman von Sharon Gosling, der von Sibylle Schmidt ins Deutsche übertragen wurde. Die Autorin selbst lebt im Norden Englands – ihre Landschaftsbeschreibungen sind wirklich toll. Sie ist Journalistin und irgendwann war ihr das nicht mehr genug und sie hat begonnen Romane zu schreiben. Dem Roman „Lighthouse Bookstore“ merkt man übrigens auch an, dass ihr Mann Buchhändler mit eigenem Laden ist.
Dumont Buchverlag, Übersetzung: Sibylle Schmidt, 978-3-8321-6719-6, € 13,00
Valerie Wilson Wesley: Ein Engel über deinem Grab
Vor 25 Jahren gab es relativ viele feministische Kriminalromane. Die Ermittlerinnen waren nicht „einfach nur“ weibliche Detektive, sie hatten immer auch gegen Misogynie, Vorurteile oder männliche Gewalt zu kämpfen, gleichzeitig gab es „selbstverständlichen“ Alltag. Das Frausein war Thema im Verhältnis zur Welt – aber gleichzeitig war die Krimihandlung klug konstruiert und spannend zu lesen war das auch. Die Reihe um Tamara Hayle hat mich genau aus diesen Gründen damals sehr beeindruckt – und das hat sich bis heute überhaupt nicht verändert: Ich habe diesen Kriminalroman dieser Tage wieder gelesen und bin genau so begeistert wie damals!
DeWayne Curtis ruft seine Exfrau Tamara Hayle an einem verregneten Sonntagmorgen an: Sein Sohn Terrence ist tot. Eigentlich will sie nichts mehr mit ihm zu tun haben – doch das weckt ihr Mitleid und sie lädt ihn ein, vorbeizukommen. Am Küchentisch erzählt er ihr dann, dass mit Terence bereits sein zweiter Sohn ermordet wurde: DeWayne jr. lebte in Virginia, wo DeWayne sen. ihn mit seinem Umzug nach Newark zurücklies. Dass dies Tamaras schlechte Meinung über DeWayne sen. bestätigt, ist selbstverständlich. Trotzdem verspricht sie ihm zu ermitteln, auch weil sich eine leise Angst um den gemeinsamen Sohn Jamal einschleicht.
Tamara ist seit fünf Jahren Privatdetektivin. Ihren Job als Polizistin hat sie sehr gemocht, jedoch von einem auf den andern Tag nach einem rassistischen Übergriff ihrer Kollegen an den Nagel gehängt. Sie kennt nicht nur die Menschen in ihrer Stadt (inklusive der Polizisten), sondern hat auch eine grundsolide Ausbildung und ein gut funktionierendes Bauchgefühl. Allerdings braucht es eine ganze Weile, bis sie überhaupt auf der richtigen Fährte ist …
„Ein Engel über deinem Grab“ ist ein wirklich hervorragender Kriminalroman, bei dem man am Anfang keinen blassen Schimmer hat, wohin die Geschichte führt. Und trotzdem ist im Rückblick alles angelegt, es ist alles logisch, alle Karten lagen auf dem Tisch. Daneben lesen wir über eine Welt, die uns Europäern sehr fern ist – den Alltag von Afroamerikanern in einer heruntergekommenen Großstadt.
Diogenes Verlag, Übersetzung: Gertraude Krueger, 978-3-257-30087-1, € 16,00
Hillmer / Klaus (Hrsg.): Von Neugierde, Mut und Reiselust
Reisedepeschen ist ein kleiner unabhängiger Verlag mit Sitz in Berlin, gegründet 2018. Die Verlagsleiterin Martina Hillmer ist Literaturwissenschaftlerin, Verlagsleiter Johannes Klaus Grafik-Designer – das merkt man diesen sehr schön gestalteten Büchern an. Im Verlag Reisedepeschen erscheinen Lese-Bildbände, Lesebücher und in der Reihe „Geheimtipps von Freunden“ diverse Reisehandbücher, die Themen neu denken, zu ungewöhnlichen Zielen inspirieren und helfen, Länder anders zu entdecken. Die Bücher sind ganz bewusst ausschließlich offline zu nutzen; der Verlag arbeitet außerdem nachhaltig.
Entdeckt habe ich den Verlag bei der Händlerkollegin Dorothee Jungk vom Buchladen Neusser Straße – danke nach Köln-Nippes!
Der Untertitel dieses feinen Buches lautet „Ehrliche Reisestories“ - es sind ganz unterschiedliche Geschichten, sowohl was den Anlass der Reise als auch das Ziel angeht. Und es sind auch die unterschiedlichsten Menschen, die da reisen, hier drei Beispiele:
Henrik Winterberg zum Beispiel erzählt vom „Spaziergang“ auf der Chinesischen Mauer: Sie haben sich ausgerechnet das steilste Teilstück ausgesucht – den beiden kleinen Söhnen macht das nicht das geringste aus.
Katia Sophia Ditzler berichtet über ihren Besuch in Hongkong, als es noch englisch war und sie gerade erst volljährig. Chan aus Chicago, die sie dort kennenlernt, ist ein Beispiel, dem sie unbedingt nicht folgen will.
Stefanie Schindler verbringt die Elternzeit mit zwei Kleinkindern im Wohnmobil in Tasmanien. Und erzählt von großartigen Zeiten und realistischem Familienleben.
Das ist ein wirklich tolles Buch, mit dem man quasi die ganze Welt bereisen kann. Jede Geschichte hat einen völlig anderen Schwerpunkt, oft gibt es wunderbare Beschreibungen zu lesen – und immer ist es auch ein Clash der schreibenden Persönlichkeit mit Land und Leuten, zu denen sie aufgebrochen sind. Man kann sich einfach nur in alle Welt entführen lassen. Aber auch über den eigenen Blick auf andere Länder und Kulturen nachdenken, wenn man das möchte …
Verlag Reisedepeschen, 978-3-96348-034-8, € 18,00
Ralf Schwob empfiehlt:
Ein Ekel unter Lippenstiften
Robert Winter ist pensionierter Finanzbeamter und der festen Überzeugung, dass alle anderen Menschen nur auf der Welt sind, um ihm auf die Nerven zu gehen. Nur seine Frau Sophia liebt er über alles, diese wiederum ist eine gesellige und herzliche Person und darüber hinaus Avon-Beraterin mit Leib und Seele. Als Sophia bei einem Unfall ums Leben kommt, bricht für Herrn Winter die Welt zusammen. Depressiv und mit Selbstmordgedanken sitzt er zu Hause und lässt niemanden an sich heran, bis Lilli, Sophias ehemals beste Kundin, bei ihm auftaucht, um ihre Kosmetikbestellung abzuholen. Auch Sophias größte Konkurrentin wird bei ihm vorstellig, um deren Kundenstamm zu übernehmen.
Da erinnert sich Robert Winter an den größten Wunsch seiner verstorbenen Frau: Wenigstens ein einziges Mal im Leben Avon-Beraterin des Jahres zu werden. So kommt es, dass er beschließt, diesen Titel für sie zu gewinnen, aber dazu muss er sich erst einmal mit der Welt der Avon-Kosmetik vertraut machen und ein paar Verbündete braucht er natürlich auch …
„Herr Winter taut auf“ ist ein unterhaltsamer Roman voller schriller Typen und viel Situationskomik. Wie der kleinkarierte Pensionär es tatsächlich nach einigen grandiosen Fehlversuchen schafft, seine Kundschaft zu begeistern und was das am Ende bei ihm auslöst, ist lockerer Lese-Spaß bester Sorte.
Stefan Kuhlmann: Herr Winter taut auf, Rowohlt Verlag,, 978-3-499-01223-5, € 14,00
Nicht ist, wie es scheint
In einem gutbürgerlichen Vorort Oslos lebt Rikke mit ihrer Familie in einem großen Vierfamilien-Haus. Ihr Mann, Asmund, ist leitender Angestellter, Rikke hat eine Halbtagsstelle an einem Forschungsinstitut, sie haben zwei Kinder. Als sie das charismatische Ehepaar Jorgen und Merete, das in der Wohnung über ihnen lebt, kennenlernen, fühlt Rikke sich vom ersten Treffen an zu Jorgen hingezogen. Er ist investigativer Journalist und arbeitet gerade an einer Story über Sozialbetrug. Merete hat für ihn und die gemeinsame Tochter ihre Karriere als Konzertpianistin aufgegeben. Jorgen und Rikke beginnen, begünstigt durch die äußeren Bedingungen, nach kurzem eine heftige Affäre miteinander, beide sorgsam darauf bedacht, diese geheim zu halten.
Als Jorgen eines Tages erschlagen in seinem Arbeitszimmer liegt, ist Rikke sicher, dass sie wahrscheinlich die letzte Person war, die ihn lebend gesehen hat. Wenn sie dies jedoch der Polizei gegenüber zugibt, fliegt auch die Affäre auf, was sie auf jeden Fall verhindern möchte. Während Rikke noch überlegt, wie sie am besten aus dieser Klemme herauskommt, erfährt sie, dass Jorgen offenbar ein paar Geheimnisse hatte, die auch sie und ihre Affäre betrafen …
„Die Affäre“ ist ein packender psychologischer Thriller, der seine Spannung vor allem aus den tiefgründigen Personen und ihren Beziehungen zueinander zieht. Helene Flood versteht es, dem Geschehen immer wieder eine neue Richtung zu geben und uns beim Lesen zu überraschen.
Helene Flood: Die Affäre, Btb, Übersetzung: Ursel Allenstein, 978-3-442-75898-2, € 16,00
Ein Kammerspiel im ewigen Eis
Auf einer Forschungsstation in der Arktis kommt es zu einem unerklärlichen Vorfall: Einer der Wissenschaftler, Andy Chesterfield, verlässt in der Nacht ungeschützt den Stützpunkt und erfriert. Valerie, die Schwester des Verunglückten, ist geschockt und traurig, als sie die Nachricht erhält. Einige Wochen später teilt ihr der Leiter der Station mit, dass sie kurz vor Andys Tod ein Mädchen im Eis gefunden haben, das keine der bekannten Sprachen spricht. Valerie ist Sprachwissenschaftlerin und hört sich Tonaufnahmen des Mädchens an. Sie kann die Sprache auch nicht zuordnen und hat den Verdacht, dass es sich um eine ausgestorbene Sprache handeln könnte. Nur dürfte es dann das Mädchen gar nicht geben …
Valerie Chesterfield begibt sich selbst zur Forschungsstation in der Arktis, um das Mädchen zu beobachten. Schnell merkt sie, dass sowohl der Leiter der Station als auch seine technische Assistentin etwas vor ihr verbergen. Während sie dem Mädchen mühsam näherkommt und immer mehr von ihrer Sprache verstehen oder zumindest deuten kann, muss sie erkennen, dass auch der Tod ihres Bruders im Zusammenhang mit der Geschichte des Mädchens steht.
Erica Ferencik hat mit „Das Mädchen aus dem Eis“ einen Roman geschrieben, der alle Genregrenzen sprengt. Das Buch ist eine Wissenschaftskrimi, ein Kammerspiel und ein bisschen Science-Fiction-Erzählung, aber vor allem überaus spannend bis zum Schluss.
Erica Ferencik: Das Mädchen aus dem Eis, Btb, Übersetzung: Sibylle Schmidt, 978-3-442-49475-0, € 12,00