Lieblinge des Monats Februar.
Amber Smith: The way I used to be
Eden Mccrory, ein Mädchen wie jedes andere, war gut in allem, was sie tat. Bis eine Nacht ihr ganzes Leben veränderte, die Nacht, in der sie den besten Freund ihres Bruders von einer ganz anderen Seite kennenlernte. Danach hieß es für Eden niemanden davon zu erzählen. Mit diesem dunklen Geheimnis versucht sie ihr Leben weiterzuleben, jedoch fiel ihr das nicht so leicht, wie sie dachte. Im zweiten Highschool-Jahr lernt sie Josh kennen, beide verstehen sich gut, jedoch haben sie öfter Auseinandersetzungen, da ihr dunkles Geheimnis Eden immer wieder heimsucht. Josh beendet aber den Kontakt zu Eden, nachdem er ihr wahres Alter herausfindet. Sie war 14 während er schon längst 18 war. Kurz darauf fängt Eden an abzustürzen. Sie und ihre beste Freundin Mara fangen an Alkohol und Drogen zu missbrauchen, Mara, um cool zu wirken und Eden um ihrem Geheimnis zu entkommen. Ihre Veränderung bemerken auch ihre Eltern und ihr Bruder, Caelin, der schon auf dem College ist. Trotz dessen hält sie dicht über die schrecklichen Ereignisse der Nacht. Erst im vierten Highschool-Jahr kommt die Wahrheit ans Licht: Kevin, Caelins bester Freund, soll seine Exfreundin vergewaltigt haben. Natürlich glauben ihre Eltern und Caelin, dass das nicht sein kann, sowas würde er doch nie tun. Durch diese Situation kommt Eden wieder in Kontakt mit Josh, welcher extra aus dem College zu ihr fährt. Er ist die erste Person, die von ihrem Geheimnis erfährt. Danach erzählt sie es Caelin, welcher dann mit ihr zur Polizei geht.
Ein Buch über eine Teenagerin mit ernsten Themen – Amber Smith, die Autorin dieses New Adult Buches, hat die Teenagerin und auch ihre ernsten Probleme sehr gut wiedergegeben. Man kann sich sehr gut in die Protagonistin hineinversetzen und auch verstehen, wieso sie manchmal wütend auf Situationen reagiert, obwohl sie normalerweise nicht wütend darüber wäre. Es ist auf jeden Fall ein Buch, was definitiv für Teenager geeignet ist und welches zeigt, dass es immer gut ist mit jemanden über seine Probleme zu reden, auch wenn man Angst hat.
Adrian Verlag, Übersetzung: Ulrike Brauns, 978-3-985851-42-3, € 19,95
Sangu Mandanna: Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen
Am dritten Donnerstag des dritten Monats, immer an einem anderen Ort – das ist der einzige Zeitpunkt, an dem sich Mika mit den anderen Hexen trifft. Denn Magie ist nur schwer zu bändigen an den Orten, an denen mehrere von ihnen zusammen sind. Und das ist gefährlich. Sie ist darum von Kindermädchen großgezogen worden, nicht von ihrer Adoptivhexenmutter. Als Mika das Angebot gemacht wird, drei Mädchen mit magischen Fähigkeiten in Nowhere House in der Kunst der Magie zu unterrichten, muss sie darum sehr genau abwägen: Kann sie den dreien genug beibringen und sie gleichzeitig schützen? Sie entscheidet sich, die Stelle anzunehmen und ist bald so eingebunden in den freundlichen Alltag dort, dass sie sich das erste Mal in ihrem Leben zu Hause fühlt. Auch mit Jamie, dem Hauslehrer der Mädchen, verbindet sie nach kurzer Zeit mehr als ihr lieb ist. Außerdem scheint es ein Geheimnis rund um die Hauseigentümerin zu geben – gibt es in Nowhere House noch mehr Gefahr als die Magie?
Ich weiß gar nicht, wie ich diesen Roman einordnen soll: Er hat ein klassisches englisches Setting, ist aber Fantasy. Neben einer Art Enemy-to-Lovers-Geschichte gibt es auch reichlich Freundschaftsfeeling. Und Mika als Hauptdarstellerin ist alles andere als die perfekte Heldin. Alles zusammen ergibt eine Mischung, die spannend und interessant ist, und witzig und abenteuerlich auch. Vor allem aber ist dieser Roman wirklich herzerwärmend – ich finde, das braucht es jetzt gerade.
Verlag Penhaligon, Übersetzung: Wolfgang Thon, 978-3-7645-3311-3, € 17,00
Anthony McCarten: Going Zero
K. Day – das steht am Türschild. Nicht Kaytlin und natürlich auch nicht Bibliothekarin. Es ist durchaus wichtig, möglichst wenig über sich selbst zu verraten, Kaytlin hat Übung darin, unscheinbar zu wirken. Doch ab dem 1. Mai, 12 Uhr, wird sie sich richtig verstecken: Sie ist eine der zehn Teilnehmer*innen am Fusion-Betatest und sie will den ganzen Mai vollkommen unsichtbar sein. Sie hat sich bestens vorbereitet und hofft, als einzige unauffindbar zu sein, denn dann gewinnt sie drei Millionen Dollar – auch wenn das Geld gar nicht der Grund für ihre Teilnahme ist. Der Medienmogul Cy Baxter, der Fusion zusammen mit dem US-Geheimdienst entwickelt hat, glaubt, dass sie sich am schlechtesten verstecken kann. Doch er irrt sich gewaltig …
Die Geschichte klingt erst einmal relativ harmlos, wie ein reizvolles Spiel. Tatsächlich erzählt der Autor Antony McCarten aber in atemberaubender Geschwindigkeit und mit immer neuen Drehungen von den Negativseiten der Technik. Von Überwachung, die kaum auffällt oder einfach hingenommen wird, der Sicherheit wegen. Von Daten, die entspannt preisgegeben werden, weil man denkt, man hat nichts zu verbergen, vom gläsernen Menschen. Und er erzählt, wie gezielte Falschinformationen das Leben aller Menschen beeinflussen, wie im Interesse einiger weniger (Tech-)Mogule Gesellschaften verändert werden können. Das ist wahnsinnig spannend und interessant – und hat nachhaltigen Einfluss auf den eigenen Umgang mit Technologie. „Going Zero“ ist nicht nur ein superspannender Thriller. Das Buch ist auch ein Weckruf.
Diogenes Verlag, Übersetzung: Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié, 978-3-257-07192-4; € 14,00
Annika Büsing: Nordstadt
Nene ist Bademeisterin. Es ist ihr Traumberuf, seit sie als Teenagerin im wöchentlichen Schwimmtraining die beste Möglichkeit fand, abzuschalten: Badeanzug an, rein ins Wasser, Bahnen ziehen, alles vergessen. Als Boris zum ersten Mal im Schwimmbad auftaucht, überlässt sie ihm ein Schwimmbrett, er ist so hartnäckig, dass sie einfach nicht anders kann. Nach einigen Wochen mit immer dem gleichen Ablauf – er schwimmt seine Bahnen im Kraul, leiht sich das Brett und trainiert anschließend seinen Beinschlag – verabreden sie sich zu einem Kinobesuch. Doch der endet alles andere als romantisch und überhaupt ist sich Nene nicht sicher, ob das was wird mit ihr und Boris. Und tatsächlich brauchen die beiden mehrere Anläufe, bis sie zueinander finden.
Ich habe selten ein gleichzeitig so zärtliches und so raues Buch gelesen. Nene ist eine großartige Hauptfigur: Sie hat einen klaren Blick aufs Leben und auch wenn sie erst Mitte zwanzig ist, glaubt man ihr alle klugen Gedanken. Denn sie hat schon so viel Übles erlebt und lässt sich trotzdem nicht unterkriegen. Auch Boris, der mit zwei Jahren an Kinderlähmung erkrankt ist und darum hinkt und immer wieder große Schmerzen hat, hat ein ziemlich großes Paket zu tragen. „Nordstadt“ ist das Debut der Autorin Annika Büsing – in diesem kleinen, wahrhaftigen Roman steckt großes Wissen und noch größere Liebe zu Menschen.
Steidl Verlag, 978-3-96999-195-4, € 12,00
Jürgen Wiebicke: Erste Hilfe für Demokratie-Retter
Die Demokratie ist eine gute Lebensform, für mein Dafürhalten die beste, die es gibt. Allerdings lebt sie vom Mitmachen – nicht von Privatheit. Mitmachen in der Demokratie bedeutet aber nicht nur in Parteien aktiv sein, auch alle anderen gemeinschaftlichen Aktivitäten sind per se politisch. Alles außerhalb des Privaten und Beruflichen ist immer auch mit anderen Menschen verknüpft und darum ein Aspekt von Politik: Es geht ums Miteinander und das erreichen von gemeinsamen Zielen. Der andere Aspekt ist das, was Politiker*innen leisten: Sie setzen den Rahmen innerhalb dessen wir tätig werden können, verwalten Gelder, repräsentieren die Demokratie nach außen und innen – weil wir sie per Wahl dazu ermächtigen, das zu tun.
Ehrlich gesagt, sehr genau hatte ich über Demokratie noch nicht nachgedacht. Denn auch wenn gerade Zeiten herrschen, in denen entsetzlicherweise faschistische Ansichten und Aussagen teilweise salonfähig sind: Deutschland erlebt Frieden im achtzigsten Jahr, unser Grundgesetz feierte gerade 75. Geburtstag und auch wenn meine Kindheit prekär war, wirkliche Armut kenne ich nicht (das Geld zweimal umdrehen schon) – sehr vieles ist gut. Trotzdem wollte ich mich genauer informieren und dazu ist Jürgen Wiebickes „Erste Hilfe“-Buch bestens geeignet. Es dröselt erst einmal auf, was Politik überhaupt ist, in Kürzestform lesen Sie das am Anfang dieser Besprechung. Danach zeigt der Autor auf, welche Handlungsmöglichkeiten wir haben, warum wir uns hüten sollten alles schlechtzureden und was der Unterschied zwischen politischen Gegnern und Feinden ist. Das ist ein kluges, relativ kurzes und gerade sehr wichtiges Buch!
Verlag Kiepenheuer & Witsch, 978-3-462-00769-5, € 12,00