Literarisches 2007 - 2006 - Buchhandlung und Verlag Bornhofen in Gernsheim am Rhein

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unsere Literarischen-Empfehlungen in 2007:



Die Lieblingswitze von Paul Spiegel.

Ein Jude betet in einer Kirche. Da kommt der Priester auf ihn zu und sagt: „Mein Freund, ich kenne dich aus unserem Dorf. Du bist doch Jude.“ Der Jude schaut auf und fragt: „Na und?“ Daraufhin der Priester: „Ihr habt doch euer eigenes Gotteshaus, die Synagoge. Warum betest du nicht dort?“ Da steht der Jude auf, geht zum Altar, guckt hoch und sagt: „Kommt, Joshua, wir gehen, wir sind hier nicht erwünscht.“
Humor ist, wenn man trotzdem lacht, lautet ein Sprichwort. Wenn man Paul Spiegel, dem leider bereits verstorbenen ehemaligen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, glauben darf, könnte es auch heißen: Leben ist, wenn man trotzdem lacht. Tun Sie ihm und sich selbst einen gefallen – Lesen Sie, lachen Sie und – denken Sie nach.

Dina und Leonie Spiegel: „Jetzt mal Tacheles.“, Verlag Artemis & Winkler, € 14,90


Außergewöhnlich herzerwärmende und unendlich traurige Unterhaltung.

Niemand kennt mehr seinen wirklichen Namen: „Baby“, der Taubenzüchter der israelischen Palmach, dem es gelang, mitten im Kampfgetümmel eine Brieftaube aufzulassen mit einer Botschaft an die Liebste zu Hause. Doch seine Geschichte hat sich in den Herzen und im Gedächtnis der Menschen bewahrt. Das ist eine Ebene des Buches, eine weitere erzählt mit sanfter Zärtlichkeit die Erinnerungen des Kindes Jair an seine Mutter und das Familienleben – und auch die Geschehnisse um den erwachsenen Jair finden ihren Platz in diesem grandios erzählten Roman. Der Autor Meir Shalev verbindet alle drei Ebenen erst nach und nach miteinander und lässt dabei wie nebenbei auch die israelische Geschichte mit einfließen.
„Kein einziger Misston findet sich in diesem Roman, der schwere Lasten auf leichten Schwingen transportiert.“ Julia Bähr / Abendzeitung, München

Meir Shalev: „Der Junge und die Taube.“, Diogenes Verlag, € 10,90


Ein wirkliches R(h)einlesevergnügen.

Ob Politikum, romantisch-verklärte Flusslandschaft oder Weinlage – der Rhein mit seiner Themenvielfalt regt bereits seit Jahrhunderten große und kleine Dichter dazu an, ihn in ihren Werken zu verewigen. Dabei kann es heiter zugehen (wie im Rheinweinlied von Mathias Claudius) oder ironisch (Heines Loreley) und gerne auch erzieherisch (Schlegels Hirtenbrief an die Kölner): die Rhein-Dichtung erfreut sich einer enormen Vielfalt.
Sabine Brenner-Wilczek hat für den Reclam-Verlag eine schöne und abwechslungsreiche Auswahl dieser Gedichte getroffen und sie im Nachwort kurz und zeitkritisch kommentiert. Entstanden ist ein Lesevergnügen (nicht) nur für Rheinliebhaber.

„Warum ist es am Rhein so schön? Gedichte.“ Reclam-Verlag, € 3,60


Die Suche nach den eigenen Wurzeln.

„Wir reden nicht darüber“ – dass ist einer der von den Großeltern oft genutzten Sätze, wenn die Enkel versuchen, etwas über deren Vergangenheit zu erfahren. Vera und István Adorján überlebten als ungarische Juden mit knapper Not den Holocaust und emigrierten 1956, nach dem Einfall der russischen Truppen in Budapest nach Dänemark; ihr Neubeginn dort war so radikal, dass tatsächlich nicht mehr über das Vergangene gesprochen wurde.
Mehr als 16 Jahre nach dem gemeinsamen Selbstmord des inzwischen hoch betagt Paares begibt sich ihre Enkelin, die Journalistin Johanna Adorján, dann auf Spurensuche: ihr höchst beeindruckendes Buch erzählt die Geschichte der großen Liebe von Vera und István und ist dabei eine Suche nach ihren eigenen Wurzeln.

Johanna Adorján: „Eine exklusive Liebe.“, Luchterhand Verlag, € 17,95


Das langsame Sterben eines Dorfes.

Zwei lange Straßen hat das Dorf, die sich in der Mitte kreuzen, dort steht das Wegkreuz, dass Pfarrer Kranabeter mit Darstellungen der Hölle gestaltet hat. Im Dorf wohnen viele ganz Alte, die sich bereits vor Kranabeters Erscheinen in ihr Leben als von Gott Verdammte gefügt haben. Die mittlere Generation arbeitet bis zum Umfallen, die katastrophal-gefährliche Straßenführung tut das ihre – und den Jungen bleibt oft als einzige Möglichkeit der Rebellion der Selbstmord. Und so stirbt das Dorf langsam aus…
In „Wenn es soweit ist“ setzt Büchnerpreisträger Josef Winkler patchworkartig die Kurzbiographien der Dorfbewohner und katholische Litaneien zusammen und ergänzt dies immer wieder mit der Arbeit des Knochenköhlers, die Winkler immer in Beziehung zum Tod der Dorfbewohner stellt. Sicherlich ist dies nicht Jedermanns Sache – doch Winkler erzählt so souverän, dringlich und formvollendet, dass man sich seiner Sprache und seinen Themen schwer entziehen kann.

Josef Winkler: „Wenn es soweit ist.“, Suhrkamp Verlag, € 8,00


Über Bücher.

Sie wissen nicht, was Sie lesen wollen? Nach kurzem Blättern in vorliegendem „listenreichen Buch über Bücher“ sind Sie für sehr lange Zeit mit Ideen versorgt. Dabei ist es egal, wo Sie es aufschlagen: in der Liste der Nobelpreisträger z. B. sind Autoren zu entdecken, die Sie schon immer mal lesen wollten. Vielleicht wollen Sie aber lieber eine Empfehlung für einen wirklichen guten Roman aus Schwarzafrika? Oder Sie lesen einfach gerne Bücher über Bücher – egal ob eher fantastisch oder kriminalistisch? Auch hiervon gibt es eine Zusammenstellung…
Viele Informationen rund um Bücher, Autoren, Buchdruck und Verlagswesen finden Sie in diesem unterhaltsamen, informativen, die Leselust weckenden Buch außerdem – es sollte in keinem Bücherschrank fehlen!

Steven Gilbar: „Bibliomanie. Ein listenreiches Buch über Bücher.“ Diogenes Verlag, € 8,90



unsere Literarischen-Empfehlungen in 2006:

So wahr, wie es nur Literatur sein kann.

Dies hat der Philosoph Emmanuel Levinas über „Jossel Rakovers Wendung zu Gott“ geschrieben. Zvi Kolitz´ Erzählung, 1946 in Argentinien entstanden, ist wie ein fiktiver Monolog, den eben jener Jossel Rakover im Warschauer Ghetto während der Zerschlagung des jüdischen Aufstandes 1943 hält – eine Anklage und gleichzeitig eine Liebeserklärung an Gott. Dabei ist der Text so beeindruckend und wahrhaftig, dass er fälschlicherweise immer wieder als Original aus dem Ghetto gilt.
Nun liegt er, versehen mit beeindruckenden Bildern von Tomi Ungerer, als Taschenbuch vor. Lesenswert sind auch die Anmerkungen des Herausgebers Paul Badde, der Zvi Kolitz´ Leben beschreibt und die Wege des Manuskripts nachvollzieht. Obwohl Baddes Rolle als Übersetzer und Neuentdecker durchaus strittig ist: bereits in den 50er Jahren gab es eine sehr gute deutsche Übersetzung der jüdisch-österreichischen Autorin Anna Maria Jokl.

Zvi Kolitz: „Jossel Rakovers Wendung zu Gott“, Diogenes Verlag, € 9,90


Alle Jahre wieder.

Es sind vor allem die Fotos, die „Das literarische Weihnachtsbuch“ aus den Weihnachts-Anthologien herausheben. Nicht kitschig sondern stimmungsvoll, dabei abwechslungsreich und manchmal auch überraschend sind sie, und, da sie auf den rechten Seiten sind, fällt der Blick auch zuerst darauf. Dabei sind die Texte ebenso gut ausgewählt: neben bekannten Schriftstellern wie Rainer Maria Rilke, Charles Dickens oder Theodor Storm gibt es viele unbekannte Autoren zu entdecken - manchmal mit längeren, manchmal mit kürzeren Texten. So wie der Text von Ingrid Keller, der für dieses schön gestaltete Buch gilt: Man muss sich die Dinge, die einen freuen, immer wieder herholen, um sich an ihnen zu wärmen.

„Das literarische Weihnachtsbuch.“, Groh Verlag, € 19,90


Ein ganzes Leben…

Wirklich gute Bücher entführen einen meist in völlig fremde Welten – egal ob es sich dabei um eine räumliche oder zeitliche Entfernung handelt. Sie bedienen sich einer Sprache, die ins Herz trifft; und manchmal ist diese Sprache von beeindruckender Einfachheit. Genau so ein Buch ist „Wie ein Stein im Geröll“.
Es erzählt die Lebensgeschichte einer katalanischen Bäuerin in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in einem armen Pyrenäendorf. Eigentlich lässt die Autorin ihre Conxa selbst erzählen: die Kindheit in Armut auf dem Hof der Eltern, dann das Leben bei Onkel und Tante, denen sie zur Hand gehen soll, ihre Sehnsucht nach daheim. Die große Liebe zu Jaume, den sie gegen den anfänglichen Widerstand von Onkel und Tante heiratet, ihre Ehe, die drei gemeinsamen Kinder. Die Politik, die für sie völlig unfassbar und grausam ins gemeinsame Leben einbricht, im Alter der Umzug nach Barcelona und der Verlust des gewohnten Lebens. Dabei ist Conxa so bescheiden, schüchtern und doch lebensklug, dass man sie am Ende der nur knapp 150 Seiten nur ungern verlässt.

Maria Barbal: „Wie ein Stein im Geröll.“ Diana Verlag, € 7,95


Die Musik der Menschlichkeit.

Wie geht man mit dem Grauen des Krieges um? Dragan vermeidet jedes Treffen mit Bekannten und Freunden, denn sie erinnern ihn nur allzu schmerzhaft an normale Zeiten. Kenan hingegen rettet sich mit der ständigen Erinnerung an den Alltag von früher durch die Kriegszeiten in Sarajevo; und Strijela ist bereit, sich mit Mordanschlägen gegen die verhassten Soldaten in den Bergen zu wehren. Ihre einzige Gemeinsamkeit liegt im Zuhören: an zweiundzwanzig Tagen jeden Nachmittag um 4 Uhr spielt der Cellist ein ergreifendes Adagio um an die zweiundzwanzig Menschen zu erinnern, die direkt vor seiner Haustür durch eine Granate ums Leben kamen, während sie um Brot anstanden.
Die klare und nicht übertriebene Sprache des Autors Steven Galloway vermag das Grauen zu vermitteln – aber auch die Menschlichkeit, für die es zu Leben lohnt.

Steven Galloway: „Der Cellist von Sarajevo.“, Luchterhand Literaturverlag, € 19,95


„Wir reisen von einem Ende der Welt zum anderen,

sehen das kritische Licht einer afrikanischen Wüste.“ So beginnt das Gedicht „Kein Widerspruch“ von Walter Helmut Fritz; es endet, und das ist bei Fritz´ Text wahrhaftig kein Widerspruch „und leben dabei in Baden oder in Hamburg, in Straßen, mit Nachbarn, die uns seit langem vertraut sind.“
Zu finden ist es in dem hübschen kleinen Gedichtband „Gedichte für unterwegs“: der Herausgeber Wolfgang Herles hat, seinen eigenen Vorlieben folgend, über hundert völlig unterschiedliche Gedichte übers Reisen zusammengestellt. Darin zu stöbern ist nicht nur im Urlaub ein Genuss!

Wolfgang Herles (Hrsg.): „Gedichte für unterwegs.“, Herder Verlag, € 7,00


Wieder entdeckt…

„Das Locked-In-Syndrom ist eine Seltenheit. Das ist kein Trost, aber die Chancen, in diese teuflische Falle zu geraten, sind so groß, wie den Superjackpot im Lotto zu gewinnen.“ So schreibt ein Betroffener: der ehemalige Chefredakteur der Zeitschrift Elle, Jean-Dominique Bauby. Wobei schreiben nicht ganz das richtige Wort ist, vielmehr diktiert er es mit dem linken Augenlid, da sein Körper fast vollständig gelähmt ist. Die unterschiedliche Zahl seiner Wimpernschläge bedeutet jeweils einen bestimmten Buchstaben, so buchstabiert er sich durch Gespräche und durch seinen Roman. Und dieser ist absolut lesenswert: seinen erzwungenen Alltag vermischt er mit Splittern aus der eigenen Vergangenheit und der Literatur, dabei überstrahlt seine Lebenslust die immer wieder auftretenden Momente der Verzweiflung. Baubys Roman ist über 10 Jahre alt – seine Verfilmung in diesem Jahr hat ihn (zum Glück) wieder ins Gespräch gebracht!

Jean-Dominique Bauby: „Schmetterling und Taucherglocke.“, dtv, € 7,90


Erinnerungen.

Was macht einen Menschen aus? Taten, Erinnerungen oder die Spuren, die er im Leben anderer Menschen hinterlässt? Paul Cremer ist gezwungen, herauszufinden, was ihn selbst ausmacht: nach einem gescheiterten Selbstmordversuch fehlen in seinem Gedächtnis die letzten achtzehn Jahre. Was war im Jahr 1989 Dramatisches geschehen, dass die Jahre danach so unwichtig machte, Jahre in denen er heiratete und Vater eines Sohnes wurde? Und warum sah er keinen anderen Ausweg, als sich umzubringen? Cremer sucht die fehlenden Erinnerungen, denn nur mit ihnen scheint er ein erfülltes Leben führen zu können…
Brillant geschrieben, eindringlich und wahrhaftig – der Autor Marc Buhl zeigt auch mit seinem neuen Roman, dass es möglich ist, geschichtlich relevante Themen mit persönlichen Schicksalen zu verbinden.

Marc Buhl: „Drei, sieben, fünf.“, Eichborn Verlag, € 19,95


Alle sterben, auch die Löffelstöre.

Dieser flapsige Satz kommt Skarlets Chef über die Lippen, als sie ihn um zwei freie Tage bittet – ihr bester Freund Paul ist gestorben. Paul, der Ernste, den sie bereits im Kindergarten kennen gelernt hatte und der einfach Fieber bekommen konnte, wenn er an irgendeiner Feier nicht teilnehmen wollte (bei jedem Faschingsfest hatte er sie allein gelassen!); Paul, der pünktlich und sehr genau war und der doch Geschichten erzählen konnte, die vielleicht noch nicht einmal einen wahren Kern hatten. Mit dem gemeinsam Skarlet ihre Kindheit und Jugend in der DDR verbrachte und die beglückende Zeit des Mauerfalls. Paul, der gerade erst Vater geworden war und für dessen Frau Judith sie nun auch Freundin ist. In den Tagen nach seinem Tod wird die gemeinsame Zeit wieder lebendig – und wir Leser dieses wunderbaren Buches schwanken beim Lesen von Skarlets Erinnerungen ständig zwischen Weinen und Lachen. Dabei wirkt das Gefühl der Freundschaft, das die Autorin Kathrin Aehnlich zu beschreiben weiß, noch lange nach.

Kathrin Aehnlich: „Alle sterben, auch die Löffelstöre.“, Arche Verlag, €19,00




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