Die Eulalia-Post im Mai 2025:
Eulalia-Post 01-05-2025
Liebe Büchermenschen,
vorletzte Woche ist Margot Friedländer verstorben, Sie haben es sicher alle gelesen oder gehört. Ich habe sie sehr bewundert – ihre Haltung, ihre Freundlichkeit, ihr unermüdliches Tun. Obwohl ihr die Nazis Schreckliches antaten, sie ihre ganze Familie verlor, beschloss sie mit knapp 90 Jahren nach einem ganzen Erwachsenenleben in den Vereinigten Staaten, wieder nach Berlin zu übersiedeln. Bis zu drei Mal die Woche besuchte sie Schulen oder andere Einrichtungen, hielt Vorträge, führte unermüdlich Gespräche. Sie ging permanent auf die Nachkommen der damaligen Täter zu. Immer mit der Aufforderung „Seid Menschen.“ … Sie fehlt.
Dabei finde ich es besonders bemerkenswert, dass sie es wie selbstverständlich als ihren „Arbeitsauftrag“ ansah, permanent über die Shoah aufzuklären. Denn im Grunde ist das ja eine seltsame Sache, dass die Opfer von den Verbrechen erzählen müssen um die Erinnerung wach zu halten – wo es doch eigentlich die Aufgabe der Nachkommen der Täter ist, sich zu informieren. Sie hat einfach vorgelebt, wie man ins Gespräch kommt, wie man aufeinander zugeht. Ich hoffe, dass wir alle in ihrem Sinne weitermachen.
Die Religion „ist die private Angelegenheit von jedem. Dass das Blut in meinen Adern dasselbe ist wie in Ihren. Es gibt kein jüdisches, kein christliches, kein arabisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut. Wir sind alle Menschen.“
Halten wir ihre Aussagen im Kopf und im Herzen.
Halten wir ihre Aussagen im Kopf und im Herzen.
Ein Porträt über Margot Friedländer finden Sie in der ARD Mediathek: LINK
Eine sehr hilfreiche App wenn es um erlebte Geschichte geht, gibt es beim WDR. Das ist natürlich nicht so hilfreich wie persönliche Gespräche und Vorträge – aber eine ziemlich gute „Krücke“: LINK
Eine sehr hilfreiche App wenn es um erlebte Geschichte geht, gibt es beim WDR. Das ist natürlich nicht so hilfreich wie persönliche Gespräche und Vorträge – aber eine ziemlich gute „Krücke“: LINK
Wir werden Film- und Tonbeiträge immer öfter benötigen, um gegen das Vergessen anzugehen.
Die Buchempfehlungen im Mai sind allesamt passend zur Feministischen Buchwoche, die vom 3. Mai bis 13. Mai stattfand.
Mareike Fallwickl: Liebe Jorinde oder Warum wir einen neuen Feminismus des Miteinanders brauche
Ich greife aus diesem wirklich großartigen und wichtigen Text einen Punkt heraus, der sich auf wenigen Sätzen gut darstellen lässt. Aber tun Sie mir bitte einen Gefallen: Lesen Sie das ganze Buch. Es hat viele Ansätze, wie wir als Gesellschaft weiterkommen. Wie, indem wir festgefügte Rollen aufbrechen, weniger Gewalt in die Welt kommt. Wie in Konsequenz mehr Miteinander entsteht und Freude, unabhängig welchen Geschlechts Menschen sind. Das mag utopisch klingen – Hoffnungen nährt es aber auch.
Ein Beispiel ihrer Herleitungen ist der in der Erziehung gewünschte Effekt Rollen aufzubrechen. Fast immer wendet Erziehung sich dafür an Mädchen: Sie werden ermutigt, tapfer, laut und selbstbewusst zu sein. Doch erwachsene Frauen mit genau diesen Eigenschaften werden von der Gesellschaft mindestens mit Unwillen gesehen, sie werden als renitent und unweiblich dargestellt. Die Erziehung ist also durchaus heuchlerisch. Wenn wir geschlechterübergreifende Erziehung auch für Jungs denken, dann müssen wir ihnen erlauben, hilflos, weich, kümmernd, zugewandt zu sein. Denn das Zulassen von Gefühlen ist essenziell für ein gutes Leben mit sich selbst – egal welchen Geschlechts man ist. Und ein gutes Leben mit sich selbst birgt das große Potenzial eines guten Lebens in der Gemeinschaft, sowie die nötige Entspanntheit, andere sein zu lassen, wie sie sind. Egal ob laut oder leise, hilflos oder selbstbewusst, oder noch ganz anders.
Kjona Verlag, 978-3-910372-42-9, € 20,00
Mareike Fallwickl: Liebe Jorinde oder Warum wir einen neuen Feminismus des Miteinanders brauche
Ich greife aus diesem wirklich großartigen und wichtigen Text einen Punkt heraus, der sich auf wenigen Sätzen gut darstellen lässt. Aber tun Sie mir bitte einen Gefallen: Lesen Sie das ganze Buch. Es hat viele Ansätze, wie wir als Gesellschaft weiterkommen. Wie, indem wir festgefügte Rollen aufbrechen, weniger Gewalt in die Welt kommt. Wie in Konsequenz mehr Miteinander entsteht und Freude, unabhängig welchen Geschlechts Menschen sind. Das mag utopisch klingen – Hoffnungen nährt es aber auch.
Ein Beispiel ihrer Herleitungen ist der in der Erziehung gewünschte Effekt Rollen aufzubrechen. Fast immer wendet Erziehung sich dafür an Mädchen: Sie werden ermutigt, tapfer, laut und selbstbewusst zu sein. Doch erwachsene Frauen mit genau diesen Eigenschaften werden von der Gesellschaft mindestens mit Unwillen gesehen, sie werden als renitent und unweiblich dargestellt. Die Erziehung ist also durchaus heuchlerisch. Wenn wir geschlechterübergreifende Erziehung auch für Jungs denken, dann müssen wir ihnen erlauben, hilflos, weich, kümmernd, zugewandt zu sein. Denn das Zulassen von Gefühlen ist essenziell für ein gutes Leben mit sich selbst – egal welchen Geschlechts man ist. Und ein gutes Leben mit sich selbst birgt das große Potenzial eines guten Lebens in der Gemeinschaft, sowie die nötige Entspanntheit, andere sein zu lassen, wie sie sind. Egal ob laut oder leise, hilflos oder selbstbewusst, oder noch ganz anders.
Kjona Verlag, 978-3-910372-42-9, € 20,00
Melania G. Mazzucco: Die Villa der Architektin
Von klein auf behandelt Plautillas Vater sie anders als ihre Schwester. Er bringt ihr Lesen und Schreiben bei, Rechnen und Sprachen – Anfang des 17. Jahrhunderts ist es nicht üblich, dass Mädchen diese Dinge erlernen. Doch Plautilla verbringt eh‘ die meiste Zeit des Tages bei ihm, da kann er sie auch unterrichten. Und vielleicht wird es ihr ja helfen, denn Vermögen wird er seiner Frau und den drei Kindern nicht hinterlassen können. Gegen alle Regeln wird Plautilla tatsächlich zeitweise das Einkommen ihrer Familie sicherstellen. Sie wird Architektin, und führt als solche den Bau einer fast sagenumwobenen Villa durch. Vor allem aber ist sie Römerin und erlebt Aufstieg und Fall von Kardinälen, Künstlern und Adligen im Rom der Neuzeit.
Melania G. Mazzucco erzählt uns fast ein ganzes Jahrhundert römische Geschichte. Ihre Hauptperson, Plautilla Bricci, gab es wirklich, sie lebte von 1616 bis 1705, und sie war nicht nur Malerin, sondern auch die erste ausgebildete Architektin Italiens. Selbstbewusst unterzeichnete sie mit ihrer Berufsbezeichnung und setzte sich gegen Baumeister durch. Im Zentrum ihres Lebens stand jedoch immer auch ihre Familie. Mazzucco hat fast zwanzig Jahre für diesen Roman recherchiert und präsentiert uns eine Fülle an Material – hineinverwoben in einen außergewöhnlichen Roman über eine faszinierende Frau.
Folio Verlag, Übersetzung: Karin Fleischanderl, 978-3-85256-901-7, € 28,00
Bauroth, 978-3-948457-14-3, € 14,00
Von klein auf behandelt Plautillas Vater sie anders als ihre Schwester. Er bringt ihr Lesen und Schreiben bei, Rechnen und Sprachen – Anfang des 17. Jahrhunderts ist es nicht üblich, dass Mädchen diese Dinge erlernen. Doch Plautilla verbringt eh‘ die meiste Zeit des Tages bei ihm, da kann er sie auch unterrichten. Und vielleicht wird es ihr ja helfen, denn Vermögen wird er seiner Frau und den drei Kindern nicht hinterlassen können. Gegen alle Regeln wird Plautilla tatsächlich zeitweise das Einkommen ihrer Familie sicherstellen. Sie wird Architektin, und führt als solche den Bau einer fast sagenumwobenen Villa durch. Vor allem aber ist sie Römerin und erlebt Aufstieg und Fall von Kardinälen, Künstlern und Adligen im Rom der Neuzeit.
Melania G. Mazzucco erzählt uns fast ein ganzes Jahrhundert römische Geschichte. Ihre Hauptperson, Plautilla Bricci, gab es wirklich, sie lebte von 1616 bis 1705, und sie war nicht nur Malerin, sondern auch die erste ausgebildete Architektin Italiens. Selbstbewusst unterzeichnete sie mit ihrer Berufsbezeichnung und setzte sich gegen Baumeister durch. Im Zentrum ihres Lebens stand jedoch immer auch ihre Familie. Mazzucco hat fast zwanzig Jahre für diesen Roman recherchiert und präsentiert uns eine Fülle an Material – hineinverwoben in einen außergewöhnlichen Roman über eine faszinierende Frau.
Folio Verlag, Übersetzung: Karin Fleischanderl, 978-3-85256-901-7, € 28,00
Bauroth, 978-3-948457-14-3, € 14,00
Zwei Termine möchte ich Ihnen noch ans Herz legen:
Diesen Samstag (24.05.) bieten wir von 15 bis 17 Uhr zum zweiten Mal „Kaffeeklatsch und Bücherglück“ an. Da können Sie in der Buchhandlung ungestört stöbern und Kaffee (Tee, Saft, Wasser) sowie selbstgebackenen Kuchen gibt es auch – dafür berechnen wir eine Pauschale von 10 € pro Person. Falls Sie Zeit und Lust haben: Eine Anmeldung ist noch bis Donnerstag (22.05.) möglich.
Diesen Samstag (24.05.) bieten wir von 15 bis 17 Uhr zum zweiten Mal „Kaffeeklatsch und Bücherglück“ an. Da können Sie in der Buchhandlung ungestört stöbern und Kaffee (Tee, Saft, Wasser) sowie selbstgebackenen Kuchen gibt es auch – dafür berechnen wir eine Pauschale von 10 € pro Person. Falls Sie Zeit und Lust haben: Eine Anmeldung ist noch bis Donnerstag (22.05.) möglich.
Und am Freitag (13.06. ab 18.30 Uhr) stellt Malu Schrader beim „Speeddating Japan“ japanische Literatur vor – das wird ein ganz ungewöhnlicher Abend! Auch hier ist eine Anmeldung nötig, der Eintritt kostet 10 €.
Im Fotografie Forum Frankfurt gibt es ab diesem Samstag übrigens eine Ausstellung mit Kunstwerken japanischer Fotografinnen. Die werde ich mir in jedem Fall ansehen! LINK
Im Fotografie Forum Frankfurt gibt es ab diesem Samstag übrigens eine Ausstellung mit Kunstwerken japanischer Fotografinnen. Die werde ich mir in jedem Fall ansehen! LINK
Im Bilderbuchpfad ist gerade „Rosalein Schmetterschwein will fliegen“ spazierenzusehen. Die Geschichte ist in Reimen erzählt und recht kurz, die Illustrationen herrlich bunt und verspielt. Wir danken Steffi Hahn (Text), Wiebke Rauers (Illustrationen) und dem Verlag Fischer-Sauerländer für die freundliche Ausstellungsgenehmigung!
Vielleicht schaff‘ ich noch eine zweite Eulalia in diesem Monat. Das weiß ich aber noch nicht, denn den Monatswechsel verbringe ich in München, weil ich eine Weiterbildung zum Thema Leseförderung gewonnen habe … Sie werden es ja lesen.
Und: Hoffentlich lesen Sie nur schöne Bücher!
Herzlichst Ihre
Lucia Bornhofen
mit dem Team der
Buchhandlung Bornhofen e. K.
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
FON 06258 4242, FAX 06258 51777
HRA Darmstadt 53224
Buchhandlung Bornhofen e. K.
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
FON 06258 4242, FAX 06258 51777
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